Hampstead Park – Aussicht auf Liebe
Großbritannien 2017, Laufzeit: 102 Min., FSK 0
Regie: Joel Hopkins
Darsteller: Diane Keaton, Brendan Gleeson, Lesley Manville
>> hampstead-park-film.de/
Charmante, sozial angehauchte Beziehungskomödie
Rendezvous mit dem Waldschrat
„Hampstead Park – Aussicht auf Liebe“ von Joel Hopkins
Mit dem Ernst des Lebens hat Emily Walters (Diane Keaton) wenig Erfahrung. Seit einem Jahr Witwe, haust die Amerikanerin weiter in ihrer viktorianischen Dachwohnung im noblen Londoner Camdenviertel, direkt am Hampstead Park mit seinen Seen und schattigen Wäldern. Dass die Idylle Risse zeigt, dass ihr Mann zu Lebzeiten alles gemeinsame Geld für seine Geliebte ausgab, nun deshalb das Dach leckt und Emily ihre versnobteFreundin und Nachbarin (Lesley Manville) eigentlich von Herzen hasst, wird ihr gerade erst bewusst. Eines Tages stolpert sie Donald Horner (Brendan Gleeson) in den Weg, dem stadtbekannten „Einsiedler“ vom Hampstead. Emily will dem Sonderling helfen, den eine Wohnungsbaufirma von seiner selbst gezimmerten Hütte mitten im Park vertreiben will. Dafür allerdings muss Emily etwas ganz Neues und Schwieriges tun – Stellung beziehen.
Ungewohnt leichte Töne sind das von Joel Hopkins: 2008 inszenierte der Regisseur im selbstgeschriebenen Drama „Liebe auf den zweiten Blick“ Emma Thompson und Dustin Hoffman noch dramatisch als einsame Herzen in London. Das Drehbuch zu Hopkins‘ „Hampstead Park“ stammt nun von Robert Festinger (Oscarnominierung für „In the Bedroom“) und setzt ganz auf die Spielfreude seiner Stars. Mit der Woody-Allen-Muse Diane Keaton und dem bärigen Iren Brendan Gleeson kommt dabei ein bemerkenswert unwahrscheinliches Paar auf der Leinwand zusammen. Keaton bringt ihre schrullige Anmut, diese Aura bourgeoiser Warmherzigkeit, voll zum Tragen, selbst ihre Klamotten sehen noch aus wie die 1977 in „Der Stadtneurotiker“. Gleeson seinerseits holt das Allerbeste aus dem mal grantigen, mal sensiblen Wanderer, der beim Friedhofspicknick überraschend versiert über Literatur plaudern kann. Es ist nett anzusehen, wie diese zwei sich ihre Chemie Szene für Szene erspielen – etwa so, wie zwei reife Singles, die man immer mal verkuppeln wollte und die sich nun ein bisschen verlegen beschnuppern müssen, bis es funkt.
Inspiriert ist das Ganze vom Iren Harry Hallowes, der von 1987 bis zu seinem Tod 2016 autark in einer versteckten Ecke des Parks lebte. Der Film romantisiert seine Geschichte, indem er dem Eigenbrötler die rein fiktive Emily an die Seite stellt. Neben der heimeligen Welt, in der diese zwei Senioren ihre wunderbar sachliche Romanze erleben und amüsante Screwball-Wortgefechte verfeuern, wirken London- Romanzen wie „Notting Hill“ wie im Problemviertel gedreht. Man sieht kaum je Autos fahren in Hampstead, dafür pittoreske Läden und spielende Kinder, selbst die Hütte ähnelt einem liebevoll dekorierten Cottage. Trotzdem überzeugt der soziale Filmteil bis zum Finale, das sich, wie das von Harry Hallowes auch, vor Gericht abspielt: Seine Kritik an unserer Gesellschaft mit ihrem Wegwerftempo ist sanft, aber nachdrücklich formuliert. Nebenher brillieren Keaton und Gleeson als zwei aus der Zeit Gefallene, die das Reinpassen verweigern. Erst jeder für sich, aber später auch gemeinsam.
(Renée Wieder)
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