Fitzcarraldo
BR Deutschland 1982, Laufzeit: 158 Min., FSK 12
Regie: Werner Herzog
Darsteller: Klaus Kinski, Claudia Cardinale, José Lewgoy, Miguel Angel Fuentes, Paul Hittscher
Sein eigener Opernbau im Dschungel
Matt513 (238), 27.07.2014
Daß es einen Fitzcarrald wirklich gab – geschenkt wie die Tatsache, daß er im Dschungel ein Schiff (zerlegt und erfolgreich) über Land schaffen ließ. Nee, nach Ansicht von Fitzcarraldo muß man sich vielmehr fragen, ob dort wirklich nur ein verrückter Verehrer des großen Caruso zu sehen ist, den seine Vision eines Opernhauses mitten im Dschungel durch denselben treibt – oder nicht auch in Teilen Herzog selbst. Allen Widrigkeiten zum Trotz glaubte er an seine filmische Vision, setzte sie durch, was in einem wunderbar physischen Film resultierte, der so heute, wo für jeden Firlefanz gleich der Computer angeworfen wird, nicht mehr denkbar wäre. Dafür gebührt ihm großer Dank.
Halb fertig, mußte der Film noch einmal komplett neu gedreht werden, weil Haupt- und Nebendarsteller ausschieden. So kam Kinski aufs Set. Den kann man mögen oder nicht, aber Filme gewinnen durch ihn so eine gewisse schauspielerische Wucht. So auch hier. Sein launisches Wesen indes erschwerte die Produktion immens. Kinski auf der Leinwand ist nie nur die Figur, sondern immer auch er selbst. So wie sein Schiff im Film eine neue Galionsfigur erhält, wird er selbst mit seinen irrlichternden blauen Augen die neue Galionsfigur, ein Symbol für den Irrwitz der ganzen Unternehmung im Urwald.
Endlich ist man am vorläufigen Ziel der Reise angekommen, wo das Schiff über den Berg muß. Herzog hatte große Widerstände bei den Produzenten zu überwinden, die hierfür ein Modell präferiert hätten. Danke dafür! Die Flußfahrt sowie der Transfer über Land - visuell gelingt Herzog hier eine Melange aus Apocalypse Now und Powaqqatsi. Eine Symphonie in Matsch. Eine Maschinerie, dem Bau von Pyramiden angemessen. Im Vorspann dankte Herzog den beteiligten Urwald-Indianern (sollten sie das hier lesen, ich schließe mich dem voll und ganz an), die sich hier unglaublich reinknien. Das kann man so nicht mimen. Sie verrichten hier sehr harte körperliche Arbeit. Begreift man das Filmgeschäft als kunstschaffenden Prozeß, muß man fragen, was man eingeborenen Menschen als Komparsen zumuten darf, damit Kunst entsteht. Man ist buchstäblich bei ihnen, bis zu den Knöcheln in der klebrigen Erde. Bei allem Schweiß und manchem Unglück beim Dreh, was Herzog auch in die Kritik brachte, das wirkt im Ergebnis einfach atemberaubend und grandios. Ein Zeugnis einer ‚versunkenen‘ Epoche, die in den Programmkinos konserviert wird, in der solche Verrücktheiten im Film einfach gewagt wurden.
Der Eroberer des Nutzlosen
Kinokeule (541), 04.10.2006
Selten haben sich die Mühen der Dreharbeiten so sehr in einen Film reingemogelt wie bei ?Fitzcarraldo?. Werner Herzog hatte nicht nur ein Schiff den Berg hochzuschleppen, sondern auch noch den Soziopathen Klaus Kinski an der Backe. In Peru floss Blut und es gab ernste Mordabsichten. Nur durch Tricksereien und übermenschlichem Engagement konnte er diesen Film drehen. Herzog selbst wurde so zu einer Art Fitzcarraldo. Ein Kreis schließt sich auf wunderbare Art und Weise.
Besonders die Naturaufnahmen, der Blick auf die Indianer sind von besonderer Qualität. Ein Film in dem nicht viel gesprochen wird. Dazu die Hippie-Musik von Popul Vuh, die man wohl nur hier ertragen kann. Manchmal ist mir das allerdings alles ein wenig zu viel. Besonders dann, wenn Kinski mit den Augen rollt und die Metaphern in XXL daherkommen.(4 Sterne).
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