Eine Frau mit berauschenden Talenten
Frankreich 2020, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Jean-Paul Salomé
Darsteller: Isabelle Huppert, Hippolyte Girardot, Farida Ouchani
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Kurzweiliges Sozialmärchen
Die Maghrebinerin
„Eine Frau mit berauschenden Talenten“ von Jean-Paul Salomé
Die Franzosen scheinen einen recht unverkrampften Umgang mit Drogen zu pflegen, zumindest könnte man diesen Eindruck erlangen, wenn man sich anschaut, auf welch humorvolle Weise sie Drogengeschäfte mitunter filmisch thematisieren. Ein recht populäres Beispiel dürfte Bernadette Lafonts letzter Filmauftritt anno 2012 sein, als sie in „Paulette“ die Titelrolle einer Seniorin spielte, die durch die Bekanntschaft mit ihren Nachbarn mit Migrationshintergrund in die Drogenszene der Pariser Vororte schliddert und das leicht verdiente Drogengeld dazu nutzt, um ihre spärliche Rente aufzubessern. Auch Jean-Paul Salomé („Das Chamäleon“), der in den letzten Jahren als Präsident für die Auslandsvertretung der französischen Filmindustrie tätig war, hat sich in seiner ersten Regiearbeit seit sieben Jahren dieses Themas angenommen. „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ ist seine Adaption eines Romans von Hannelore Cayre, der durch die Besetzung der Titelfigur mit dem französischen Superstar Isabelle Huppert geadelt wird und eine ähnlich charmante Atmosphäre heraufbeschwört wie seinerzeit Jérôme Enrico mit „Paulette“.
Patience Portefeux (Isabelle Huppert) ist zweisprachig aufgewachsen und spricht neben Französisch auch fließend Arabisch. Das hat ihr eine Stellung als Übersetzerin bei der Polizei eingebracht, weil in die diversen Delikte häufig Migranten mit arabischem Hintergrund involviert sind. Als sie Telefonate zur Vorbereitung eines gigantischen Drogendeals abhört und dabei erkennen muss, dass der Sohn der Pflegekraft ihrer Mutter in den Fall verwickelt ist, warnt sie die beiden vor. Deswegen ist sie kurz darauf im Besitz von einer Tonne Rauschgift, das sie zunächst im Keller ihrer Mietwohnung unterbringt. Mit den richtigen Connections sollte es Patience leichtfallen, den Stoff gewinnbringend zu verkaufen, um damit Pflegerin Khadidja (Farida Ouchani), ihrer Mutter (Liliane Rovère) und sich selbst ein besseres Leben zu ermöglichen.
Zu Beginn hat Jean-Paul Salomé die Geschichte noch sehr nüchtern und realitätsnah in Szene gesetzt. In den ersten zwanzig Minuten ist „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ am ehesten ein Kriminalfilm mit sozialem Touch. Doch die Tonalität ändert sich dann schlagartig, sobald die Protagonistin in den Besitz des Rauschgifts geraten ist. Dann überschlagen sich die absurden Ereignisse, wenn sich Patience als Maghrebinerin verkleidet und mit den ziemlich debilen Drogendealern ein Geschäft eingeht, das ihr jede Menge Profit beschert und der Polizei schlaflose Nächte. Dass Patience ausgerechnet mit dem leitenden Beamten (Hippolyte Girardot) auch privat verbandelt ist, macht die Entwicklungen umso delikater. Salomé zeigt uns hier, dass er nichts von seinem inszenatorischen Geschick eingebüßt hat und es nach wie vor trefflich versteht, ein soziologisch spannendes Thema mit Hilfe der Komödie locker und leicht aufzurollen und sein Publikum damit blendend zu unterhalten.
(Frank Brenner)
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