
Die perfekte Kandidatin
Deutschland, Saudi-Arabien 2019, Laufzeit: 105 Min., FSK 0
Regie: Haifaa Al Mansour
Darsteller: Mila Alzahrani, Dae Al Hilali, Nourah Al Awad
Eine Geschichte um weibliches Empowerment
Sanfte Rebellion
„Die perfekte Kandidatin“ von Haifaa Al Mansour
Ein Kino zu eröffnen ist in Saudi-Arabien erst seit 2018 wieder möglich. So etwas wie eine Filmkultur konnte in dem ultra-konservativen Königreich, in dem der Islam in der gestrengen Auslegung des Wahhabismus Staatsreligion ist, lange schwerlich gedeihen: Kunst und jede Art von Vergnügen wurden strikt eingeschränkt. Nichtsdestotrotz brachte die 1974 geborene Filmemacherin Haifaa Al Mansour das Land bereits 2012 auf den Schirm internationaler Cineasten: mit ihrem Spielfilm-Debüt „Das Mädchen Wadjda“, das Al Mansour nach einem Filmstudium in Sydney, mehreren Kurzfilmen und einem Dokumentarfilm allen Schwierigkeiten zum Trotz in ihrer Heimat drehte. Es erzählte von einem Mädchen, das hartnäckig den Traum von einem eigenen Fahrrad, von mehr Bewegungsfreiheit verfolgt.
Die kämpferische Coming-of-Age-Geschichte schrieb als erster abendfüllender Film unter saudi-arabischer Regie Filmgeschichte und ebnete Al Mansour den Weg zu internationalen Projekten („Mary Shelley“, „The Society“); zu Höchstform läuft sie indes nun erst wieder mit „Die perfekte Kandidatin“ auf, mit dem sie sich erneut ihrem Heimatland zuwendet.
Die Titelfigur ist eine Schwester im Geiste der jungen Wadjda: Die Ärztin Maryam, die mit ihrem Musiker-Vater und zwei Schwestern in einer kleinen Stadt lebt, verlangt es ebenfalls nach mehr Bewegungsfreiheit. Was sich zunächst ganz konkret auf ein Dokument beschränkt, das es ihr als Frau erlaubt, ohne männliche Begleitung per Flugzeug an einem Ärzte-Kongress teilzunehmen, bald aber zu einer kleinen Rebellion gegen patriarchale Traditionen wird, als Maryam auf der Kandidaten-Liste für eine Lokalwahl landet und sich mit zunehmendem Engagement in diese Rolle hinein findet.
„Die perfekte Kandidatin“ taucht in Maryams Alltag ein, zeigt die kleineren oder größeren Diskriminierungen, mit denen sie sich trotz ihrer einigermaßen privilegierten Stellung als Ärztin und Frau tagtäglich herumärgern muss, und begleitet sie schließlich bei der Wahlkampagne, die sie zusammen mit ihren Schwestern erfindungsreich improvisierend auf die Beine stellt. Dabei kommt es natürlich immer wieder zu Konfrontationen mit Leuten, für die eine politisch aktive Frau ein Skandalon ist.
Klug erweitert wird diese mitreißende Geschichte um weibliches „Empowerment“ durch einen Handlungsstrang um Maryams Vater, der als Musiker die Einladung zu einer Tournee annimmt – ein nicht ganz risikofreies Novum in dem Land, in dem der Raum für künstlerische Darbietungen so lange so eng begrenzt war. Und für den Film, der sich stolz zur Bühne für die saudischen Musiker macht, ein schöner, sinnlicher Akzent. Er trägt dazu bei, dass Al Mansours Film trotz mancher dramatischer Rückschläge für die Figuren im Grunde optimistisch von den Chancen auf gesellschaftlichen Wandel erzählt.
Alles auf Anfang
Lebensfragen aus weiblicher Perspektive – Vorspann 01/26
„Es ist niemals Pause“
Katharina Pethke über ihre Filme zur Arbeitswelt – Portrait 12/25
„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
„Beweise sichern für das, was afghanische Frauen durchmachen“
Sahra Mani über ihren Film „Bread & Roses: A Fight for Women's Rights“ - Portrait 12/25
Langfilmdebüt einer Schauspielerin
„Paternal Leave – Drei Tage Meer“ im Filmhaus – Foyer 12/25
Heldenspektakel
Männerrollen auf Leinwand – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25