
Der Geschmack der kleinen Dinge
Frankreich, Japan 2022, Laufzeit: 105 Min., FSK 6
Regie: Slony Sow
Darsteller: Gérard Depardieu, Kyozo Nagatsuka, Pierre Richard
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Charmantes kulinarisches Kino
Gaumenfreuden
„Der Geschmack der kleinen Dinge” von Slony Sow
Gérard Depardieu ist ein echter Genießer, dessen Leidenschaft für gutes Essen man ihm in den letzten Jahren zunehmend ansieht. Seit seinem ersten Auftritt als dickbäuchiger Asterix-Kompagnon Obelix im Jahr 1999, hat er sich einen derartigen Leibesumfang zugelegt, dass er längst keinen Fat-Suit mehr benötigt, um in diese Rolle zu schlüpfen. Aber das Schwergewicht hat genügend Selbstironie und thematisiert seine überzähligen Kilos mittlerweile auch immer wieder in seinen Filmrollen.
Für „Der Geschmack der kleinen Dinge“ spielt Depardieu nun einen Sternekoch, der völlig für ein Leben hinter dem Herd aufgeht und darüber hinaus auch seine Familie vernachlässigt. Den Herzinfarkt, den er im Film erleidet und der ihn zum Überdenken seines bisherigen Lebens anregt, nimmt man dem Schauspieler voll und ganz ab, zumal man hier Parallelen zum tatsächlichen Leben Depardieus wähnt. Das wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass der Mime hier zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder gemeinsam mit Pierre Richard vor der Kamera steht, mit dem zusammen er in den 1980er Jahren das erfolgreichste Komikerduo Frankreichs („Zwei irre Spaßvögel“) gebildet hatte.
Ein Herzinfarkt wirft den Sternekoch Gabriel Carvin (Gérard Depardieu) gewaltig aus der Bahn. Der Genießer überdenkt seine Lebensweise und sein Verhältnis zu seinen beiden erwachsenen Söhnen und seiner zweiten Ehefrau. Als er sich bei seinem besten Freund Rufus (Pierre Richard) in Hypnose begibt, erinnert er sich an einen kulinarischen Wettbewerb vor mehr als 40 Jahren, bei dem er lediglich den zweiten Platz erreichte und sich einem Japaner geschlagen geben musste, der die Jury durch die bis dato unbekannte Geschmacksrichtung Umami für sich begeistern konnte. Gabriel vermutet nun, dass ihm eine Aussprache mit seinem damaligen Konkurrenten aus seiner eingefahrenen Lage herausbringen könnte und reist Hals über Kopf nach Japan. In einer Parallelhandlung lernen wir die junge Japanerin Mai (Sumire) kennen, die stark selbstmordgefährdet ist, und deren Leben durch die Ankunft des Franzosen in neue Bahnen gelenkt wird.
Slony Sow („Parisiennes“) hat sich für seinen zweiten Langfilm fast ein wenig zu viel vorgenommen. Nicht nur das Schicksal der beiden in die Jahre gekommenen Köche wird hier abgehandelt, sondern auch das von drei ihrer Nachkommen. Zudem gibt es einen dritten Handlungsstrang mit einem japanischen Geschäftsreisenden. Zwar wird zwischen diesen Teilerzählungen mitunter sehr virtuos hin- und hergeschnitten, aber insbesondere im letzten Drittel des Films fragt man sich dann schon, wohin dieser eigentlich will. Davon abgesehen bietet er aber einige sehr liebenswerte Ansichten über den Sinn des Lebens, über die Wichtigkeit von Freundschaften und Familie und über die sinnlichen Reize des Kochens und Essens. Und das in die Jahre gekommene und in die Breite gegangene Traumpaar Depardieu-Richard noch einmal gemeinsam vor der Kamera zu erleben, ist ebenfalls ein Gewinn.
(Frank Brenner)

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