Das radikal Böse
Österreich, Deutschland 2013, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Stefan Ruzowitzky
>> www.dasradikalboese.wfilm.de/
Verstörende Doku über NS-Täter
Gewöhnliche Massenmörder
„Das radikal Böse“ von Stefan Ruzowitzky
Millionen Menschen jüdischer Herkunft sind bei den Massenermordungen in Osteuropa umgekommen. Beteiligt waren nicht nur die NS-Ideologen. Wer waren die anderen, tausenden Soldaten, die an den Massentötungen beteiligt waren? Genau diesen Menschen widmet sich Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“) mit seinem neuen Film „Das radikal Böse“: Den Jedermanns. Briefe, Augenzeugenberichte oder Tagebucheinträge werden von Schauspielern (darunter u.a. David Striesow oder Benno Führmann) gesprochen und geben einen verstörenden Einblick in das alltägliche Grauen. Visualisiert wird dies mittels Statisten, die den Alltag nachstellen, beim Stillstehen oder beim geselligen Biertrinken mit den Kameraden gezeigt werden.
Wie kann man erklären (oder begreifen), dass brave, oft sehr junge Bürger, Menschen wie du und ich, zu Massenmördern werden, die Familienväter, Frauen, Kinder, sogar Säuglinge töten? Es gab die Möglichkeit der Verweigerung – unter Folge verhältnismäßig geringer Repressionen wie längerem Putzdienst, abwertenden Blicken oder Ausgrenzung. Der Film tastet sich langsam voran: Psychologische Experimente und Experteninterviews versuchen die kollektivpsychologischen Mechanismen freizulegen, die einen Genozid erst ermöglichen. Einen offenen Einblick geben die historischen Dokumente: „Männer, Frauen, Kinder – alles umgelegt, die Juden werden gänzlich ausgerottet, liebe Heidi, mach dir keine Gedanken darüber, es muss sein.“ Schnell wird klar: All die Täter waren psychisch kerngesunde Männer, die sich beim ersten Mal noch übergeben mussten, sich aber allmählich an die Massenhinrichtungen gewöhnten. Durch die Nazi-Propaganda, durch Kollektivdruck: „Merkwürdig, bei mir rührt sich gar nichts. Kein Mitleid. Ist eben so.“
Einige sehen es als notwendige Drecksarbeit, manche steigern sich in einen Blutrausch. Das Töten wird als Heilung angesehen, als Befreiung der Welt von allem Übel: „Menschenskind, verflucht nochmal, eine Generation muss dies halt durchstehen, damit es unsere Kinder besser haben.“ Das radikal Böse beginnt da, wo die Ermordung eines Kindes zum absolut Gutem erhoben wird.
Die Erklärung der psychologischen Mechanismen des Genozids führt auch zur Frage nach gegenwärtigen Gefahren und Möglichkeiten solcher Exzesse: „Völkermorde beginnen immer mit Rassismus. Also mit der Idee, dass eine Gruppe weniger wert ist.“, so der Theologe Patrick Desbois. Erhellend wie hoffnungsvoll ist dagegen das Statement des Militärpsychologen Dave Grossman: Seinen Gegenüber nicht zu töten sei der Natur des Menschen wesentlich. Genau diese Veranlagung zu untergraben, ist das institutionelle Anliegen, das sich in der gesamten Militärgeschichte beobachten lasse.
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