Concerned Citizen
Israel 2022, Laufzeit: 82 Min., FSK 12
Regie: Idan Haguel
Darsteller: Ariel Wolf (II), Shlomi Bertonov
Streng durchkomponierte Sozialstudie
Wunsch nach Gleichheit
„Concerned Citizen” von Idan Haguel
In vielen westlichen Ländern sind Homosexuelle in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie brauchen sich nicht mehr zu verstecken, können als Paare zusammenleben, wenn sie wollen sogar heiraten. Was für einige die Vorkämpfer der Schwulenbewegung ein Stückweit spießig und konventionell anmuten dürfte, ist längst zur gelebten Realität geworden. Der Wunsch nach Gleichheit hat sich für viele weitgehend erfüllt. Auch Ben (Shlomi Bertonov) und Raz (Ariel Wolf) sind ein solches Paar, das glücklich und zufrieden in einer schönen Eigentumswohnung in Tel Aviv zusammenlebt. Sie denken aktuell sogar darüber nach, mit einer Leihmutter ein Kind zu bekommen. Das Viertel, in dem ihre Wohnung liegt, durchläuft gerade einen Gentrifizierungsprozess. Die vielen sozial Schwachen, die dort ihr Zuhause haben, sollen durch eine Modernisierung der Häuser und der Umgebung nach und nach verdrängt werden. Auch im Haus von Ben und Raz leben noch einige Flüchtlinge aus Eritrea, die für Spannungen sorgen. Freunde des Paares fühlen sich unwohl, wenn sie das durch einen zweifachen Code abgesicherte Haus betreten. Als Ben eines Abends beobachtet, wie sich zwei der Flüchtlinge rücksichtslos an einen gerade erst gepflanzten Baum vor dem Haus lehnen, der dadurch abzuknicken droht, überschlagen sich die Ereignisse. Ben alarmiert die Polizei, die einen der Eritreer daraufhin brutal vor dem Haus zusammenschlägt. Ben entwickelt Schuldgefühle und beginnt zu überdenken, ob er in dieser Umgebung wirklich ein Kind großziehen möchte.
Der Anfang von Idan Haguels Film „Concerned Citizen“ erinnert in seinem Aufbau und seiner Stimmung ein wenig an die Filme der Berliner Schule. Die Inszenierung kommt hier weitgehend mit streng durchkomponierten Bildern aus, reduziert Dialoge auf ein Minimum und überlässt es den Zuschauern, sich selbst einen Reim aus dem Gesehenen zu machen. Bis dahin funktioniert der Film sehr gut und kann eine Menge brisanter Themen anreißen, von Problemen in homosexuellen Beziehungen, über Leihmutterschaft, Polizeigewalt und Fremdenhass. Gegen Ende werden viele dieser Vorzüge allerdings ein Stückweit wieder verspielt, weil Idan Haguel dann doch noch einmal alles im Dialog durchkaut, was man sich zuvor ohnehin bereits erschlossen hatte. Dadurch geht ein Teil der Wirkung des Gesagten leider wieder verloren. In den beiden zentralen Rollen überzeugend gespielt, zeichnet sich der Film aber auch durch ein realistisches Gesellschaftsbild und eine ruhige, durchdachte Inszenierung aus.
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