Bocksprünge
Deutschland 2014, Laufzeit: 86 Min., FSK 0
Regie: Eckhard Preuß
Darsteller: Eckhard Preuß, Juia Koschitz, Jule Ronstedt, Jochen Nickel
>> bockspruenge-derfilm.de/
Beziehungskomödie
Tacheles
„Bocksprünge“ von Eckhard Preuß
Udo (Eckard Preuß, „Aus der Tiefe des Raumes“) ist seit vierzehn Jahren mit Doris (Jule Ronstedt, „Wer früher stirbt ist länger tot“) verheiratet. Silvan (Benjamin Sadler, „Anleitung zum Unglücklichsein“) ist liiert mit Maya (Julia Koschitz, „Shoppen“). Das ist eigentlich alles recht überschaubar soweit. Nur: Udo und Maya haben seit einiger Zeit eine Affäre, und Silvan hat etwas mit Valerie (Teresa Rizos, „Das wilde Leben“), der Tochter seines Chefs. Valerie wird von Silvan schwanger, hat aber eigentlich gar keine Lust mehr auf eine Beziehung mit Silvan. Und als das alles auffliegt, begegnet Doris dem Gynäkologen Rudolf (Friedrich Mücke, „Der Geschmack von Apfelkernen“), den sie nun ihrerseits als Seitensprung in Erwägung zieht, der aber noch viel zu sehr seiner verschollenen Ex Eva (Yvonne Catterfield, „Zweiohrküken“) hinterher trauert und abgesehen davon eher auf Valerie steht. Alles klar soweit?
Nein? Nicht schlimm. Diese Komödie hat schließlich etwas mehr Zeit, dieses dramatische, dafür aber ganz schön komische Liebeskarussell zu entwirren. Hauptdarsteller Eckhard Preuß hat es ersonnen und auch die Regie übernommen. Dementsprechend versteht sich der Theater- und Filmschauspieler mit seinem Regiedebüt als Autorenfilmer. Thema seines Spielfilms sind zum einen die Sehnsüchte seiner Protagonisten, zum anderen ist es ihre Fehlbarkeit. Oder nennen wir es einfach Menschlichkeit. Entscheidend in diesem Drama ist, dass man nicht drum herum redet. Butter bei die Fische! Und das macht den untreuen Udo dann auch sympathisch. „Eigentlich macht Udo ja alles falsch“, sagt Preuß. Aber er ist gradlinig. „Bei Udo weiß man, was man hat.“ Lieber ehrlich und untreu als treu und nicht ehrlich. Oder? Am Ende jedenfalls wollen doch alle nur das eine: Lieben. Und so begeben sich die Figuren auf eine mitunter haarstäubende Suche nach dem Liebesglück, die begleitet wird von Ehrlichkeit und Vertrauensverlust.
Dass das alles gut ausgeht und funktioniert, erwies sich bereits bei dem einen oder anderen Festival, auf dem das Publikum diese Beziehungskomödie mit amüsierter Zustimmung feierte. Womöglich auch deshalb, weil „Bocksprünge“ Tacheles redet und zeigt, was viele denken, aber nicht alle sagen. An sich ein einfaches Rezept, das Eckhard Preuß mit frechen Dialogen und spielfreudigen Darstellern unterfüttert. Sympathisch, weil nicht so verklärt, wie man es aus allerlei deutschen romantischen Komödien gewohnt ist. Preuß redet frei Schnauze, direkt aus dem Leben. Und ebendort ist diese Komödie auch entstanden. Als ein Nachbar vor der Wohnungstür von Eckhard Preuß stand und bei ihm übernachtete, weil seine Affäre aufgeflogen war. Und weil der Mann litt, als sei er selbst das Opfer. So sind sie, die Männer. Und Preuß glaubt auch, die Frauen zu kennen. Ein Geschlechterkampf, schlicht und unverblümt inszeniert.
(Carla Schmidt)
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