Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks
Frankreich 2018, Laufzeit: 86 Min., FSK 0
Regie: Louis Clichy, Alexandre Astier
Hohlpoliertes Asterix-Abenteuer
Next Generation ix
„Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ von Louis Clichy und Alexandre Astier
Der Autor wurde in dem Jahr geboren, als die ersten deutschsprachigen Asterix-Bände erschienen und ist somit ein Kind der Generation ix. Seitdem er lesen kann, folgt er den Geschichten der Gallier bis ins Kino – nur die Asterix-Verfilmungen der letzten Jahre hat er etwas vernachlässigt. Also wollte er mal wieder einen Asterix-Film sehen und sah Folgendes:
Die Eingangssequenz. Aha, so läuft das also heute: Druide Miraculix springt flink wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum und hantiert mit der Sichel wie Ethan Hunt mit seinen Gadgets. Gut. Das muss in den Zeiten des allgemeinen Aufmerksamkeitsdefizits wohl so sein, um junge Zuschauer bei der Stange zu halten. Das Tempo wird über die 85 Minuten aufrechterhalte, zum Glück aber bleiben sich die Figuren dabei insgesamt weitestgehend treu und vieles bleibt beim Alten zwischen Asterix, Obelix & Co. Und tatsächlich macht der Film auch nichts verkehrt, wenn er auf Altbewährtes setzt. Zudem ist die Synchro (Milan Peschel, Charly Hübner) gelungen, und die Namensgebung mancher Randfigur sehr witzig.
Nun aber zur Optik. Nach der liebenswertem Zeichentrick-Gestaltung der Anfangszeit und Realfilm-Ansätzen seit den Nuller Jahren, schießt man sich seit „Asterix im Land der Götter“ also auf diese plastische, vor allem aber synthetische 3D-Digitaloptik ein, mit der man bereits die Biene Maja in eine kühl gelackte, schwarzgelbe Plastikkugel aus Luft und Hochglanz verwandelt hatte. Tja, die unbesiegbaren Gallier können sich eben gegen alles wehren, nur nicht dagegen, wie man sie zeichnet. Das Unbehagen darüber verhärtet sich gehörig durch die kurzen Sequenzen dieses Streifens, in denen Bunt- und Kohlestift munter über die Leinwand huschen oder lebendige Landschaftskarten liebevoll im Analog-Look entworfen werden. Hier offenbart sich deutlich, wo visueller Reiz und Charme früher lagen und jetzt nicht mehr liegen.
Optisch also eine Enttäuschung, aber letztlich ist das natürlich Geschmacksache.
Kommen wir zur Narration: Was macht eine Asterix-Geschichte aus? Nun, neben liebevoll gezeichneten Figuren und Charakteren, Rauferei und Running Gag, Macken, Slapstick, Freundschaftsbund – also neben allem, was einen kindgerechten Comic ausmacht, gelang auch immer der Spagat zum Intellekt. Der Sprung vom Jahre 50 v.Chr. ins Hier und Jetzt. Die Spitzen aufs Nachbarland, auf kulturelle Unterschiede und Eigenarten. Die Referenz, der ironische Blick, die Satire auf Kunst, Medien und Politik unserer Zeit. So ließ sich mit Asterix wunderbar altern. Klein und Groß lachten gleichermaßen, wenn auch gelegentlich an anderer Stelle. Und das war nicht zuletzt die große Kunst dahinter. Diese Verfilmung nun wirft einen bloß noch zurück ins Kindheitsstadium.
Sicherlich waren bereits die ersten Asterix-Verfilmungen tendenziell kindgerechter ausgerichtet als die Comicalben. Spätestens jetzt aber ist diese Ausrichtung oberste Prämisse: temporeicher Spaß ohne Subtext. Die einzige Referenz ins Hier und Heute: eine Hundeleine, die sich selbst aufrollt. OK, hier und da noch ein Bezug zur Popkultur. Doch wo früher Gote, Brite, Beamte oder Frau und Mann aufs Korn genommen wurden, ist jetzt alles politisch korrekt gesäubert: Hiebe statt Seitenhiebe, lapidar statt Kommentar.
Die jüngsten Comicalben, die die Abenteuer von Goscinny und Uderzo weiterspinnen, geben sich in dieser Hinsicht größere Mühe, bleiben aber dennoch unrühmlich bemüht. Und somit erreichen beide Pfade derzeit nicht auch nur annähernd den Witz, den Geist, die Größe des Originals – und machen den Autor nicht glücklich. Und als er erfährt, dass dieses neue Filmabenteuer auf den aktuellen, hierzulande noch unveröffentlichten Comicband beruht, nährt dies nicht eben seinen Optimismus. Aber er hat ja zum Glück noch die Klassiker im Regal stehen. Und er fühlt sich alt nach diesem Kinobesuch.
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