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Emil beim Bahnfahren in Berlin
Foto: Copyright Hydra Productions.

Emil und die Knackis

16. Januar 2012

Pralle Inszenierung des Klassikers von Erich Kästner – Theater am Rhein 01/12

Will man bewährte Geschichten neu und frisch erzählen, muss man sie konsequent umkrempeln. Wie lieb haben wir doch den braven Emil gehabt, der so tapfer mit seiner Mutter zusammenlebte, die in ihrem Friseurladen in der Provinz jede Münze ein halbes Dutzend Mal umdrehen musste, bevor sie sie ausgeben konnte. Ausgerechnet diesem netten Jungen wird im Bahnabteil auf der Fahrt zu seiner Oma in Berlin von einem Mitreisenden das Geld geklaut. Aber die Kinder in Berlin, allen voran Gustav mit der Hupe und Kusine Polly Hütchen mit dem Fahrrad, helfen Emil, den fiesen Dieb zu stellen, der das Geld, dass sich Emil und seine Mutter vom Munde abgespart haben, letztlich wieder herausrücken muss.

Eine Geschichte, die ans Herz geht, das wusste Erich Kästner, als er „Emil und die Detektive“ schrieb, aber was ist, wenn diese Geschichte von drei schweren Jungs aus der JVA in Köln-Ossendorf erzählt wird? Dann ist jegliche Sentimentalität vom Tisch und die ganze Geschichte erzählt sich mit doppeltem Boden. Ein toller Schachzug von Frank Hörner, der eine Fassung von Marion Firlus in der Comedia mit Nils Beckmann, Peter S. Herff und Manuel Moser präsentiert. Es geht gleich zu Beginn ruppig zu, wenn sich die Knackis lautstark vorstellen.
Wer denkt, die Kinder würden sich davon beeindrucken lassen, stellt überrascht fest, dass die jeden Zwischenton verstehen und lachend auf den martialischen Auftritt der drei Machos antworten. Emil ist eben ein Kinderkrimi, deshalb gehört die handfeste Gangart dazu. Die Inszenierung vermag mit Hilfe der Musik-Collage von Sebastian Meier die Stimmung behende zu wechseln, Komik und Slapstick werden durch Spannung oder atmosphärische Momente gekontert. Man soll spüren, dass sich das Abenteuer um Emil und die Kinder in einer Metropole abspielt. Die Musik lässt denn auch alles eine Nummer größer erscheinen.

Wunderbar agieren die drei Schauspieler, Nils Beckmann hält als Emil den Kontakt zu den Kindern, Manuel Moser sorgt für die dunkle Grundierung und die schrillste Komik, Peter S. Herff spielt alleine alle Bandenmitglieder von Gustav. Motive und Effekte greifen ineinander, so dass eine pralle Inszenierung entsteht. Jede Szene wartet mit überraschenden Ideen in einem Bühnenbild von Brigit Kofmel auf, das variabel und zugleich pointiert vom Hausdach bis zum Hotel-Lift genutzt werden kann. Das eigentliche Thema hinter der sauber erzählten Romanhandlung ist denn auch das Theatermachen selbst. Wie wird erzählt? Das ist die Frage, die Kinder und Erwachsene beschäftigt und die mit jedem Auftritt Antworten findet, die kleines wie großes Publikum entzücken. Jede Inszenierung in der Comedia besitzt derzeit Charakter, dieser „Emil“ von Frank Hörner bietet mit seiner Professionalität, seinen reichen Ideen und dem zielsicheren Witz besonders nahrhafte Theaterkost.

Parole Emil | R: Frank Hörner | Comedia Theater Köln | 26. 1. (16 Uhr), 27. 1. (10.30 Uhr), 28. 1. (15 Uhr). | Vondelstr. 4-8. Tel. 888 777 333 | www.comedia-koeln.de

Thomas Linden

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