Gleich bei Betreten der Kunst- und Museumsbibliothek wird klar: Dies ist der perfekte Ort für eine Ausstellung, die sich mit der Wechselbeziehung zwischen Bildender Kunst und Dichtung befasst. Über drei Etagen hinweg können Besucher hier zwischen Bücherregalen umherwandeln und die ausgestellten Arbeiten betrachten. Der Titel der Ausstellung „Double Exposure“ spielt darauf an, dass sich Sprache und Bild gegenseitig ergänzen und reflektieren.
Der rheinländische Dichter Thomas Kling, der mit nur 47 Jahren 2005 verstarb, beschäftigte sich in seinen Texten stets mit der Wirklichkeit. Er thematisierte das alltägliche Leben und beschrieb es genau so, wie es war. Bezeichnend war dabei die Kompositionsform der Texte, die von performativen Elementen geprägt war. Der Vortrag eines Gedichtes und die dabei gewählte Wortmelodie spielte eine ebenso wichtige Rolle wie die Worte an sich. Kling interessierte sich außerdem sehr für die Bildenden Künste und hatte viele Freunde in der Szene, mit denen er enge persönliche Beziehungen pflegte. Die Ausstellung „Double Exposure“ zeigt nun erstmals Ergebnisse seiner intensiven Beschäftigung mit dieser Kunstgattung und der dadurch entstandenen Wechselbeziehungen zwischen ihr und seinen Texten.
Der Fokus der Ausstellung liegt auf Klings sogenannten „Gemäldegedichten“, in denen er Werke Bildender Künstler mit Worten erweitert und Inhalte ergänzt, die auf den Gemälden nicht zu sehen sind. Aus seinem Gedicht zum „Stillleben mit drei Lachsscheiben“ von Francisco José de Goya y Lucientes lässt sich herauslesen, dass Lachs in früheren Zeiten ein alltägliches Mahl und alles andere als ein Luxus war. Diese Information verleiht dem Gemälde eine völlig neue Wirkung. In anderen Texten lässt er seinen Assoziationsströmen aber auch freien Lauf und interpretiert eine abstrakte Radierung Per Kirkebys als Landschaftsdarstellung von unvergleichlicher Schönheit. In diesen Arbeiten mit intermedialem Charakter gelingt es Thomas Kling Wirklichkeit darzustellen und ein neues Spannungsverhältnis zwischen Sprache und Bild, Lyrik und Bildender Kunst zu schaffen.
Jede Vitrine zeigt Fotos von bestimmten Gemälden und Zeichnungen, in einigen Fällen sind sogar Originale vorhanden, die durch ein danebenliegendes Gedichtband Klings ergänzt werden. So kann man das Gedicht lesen und es sofort in Zusammenhang mit dem betreffenden Kunstwerk setzen.
„Thomas Kling. Double Exposure“ entstand in Zusammenarbeit der Kunst- und Museumsbibliothek Köln mit Vertretern des Instituts für Germanistik aus dem Fachbereich Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften der Universität Bonn. Die Ausstellung soll einerseits den Dichter Kling, andererseits auch die Kunst- und Museumsbibliothek als einen Ort von großer kultureller Bedeutung und Wichtigkeit, ehren.
„Thomas Kling. Double Exposure“ | bis 5.3., Di-Do 10-21 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr, Mo 14-21 Uhr | Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln | Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1 | 0221 224 38
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Zwangloses Genießen?
Vortrag „Die post-ödipale Gesellschaft“ im Raum für Alle – Spezial 04/24
Für Kinder und Junggebliebene
Gratis Kids Comic Tag 2024
Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24
Erwachsen werden
„Paare: Eine Liebesgeschichte“ von Maggie Millner – Textwelten 04/24
Neues aus der Kunstszene
Discovery Art Fair in Köln
Tradition verbindet
„Shakespeare Festival“ am Globe Theater Neuss
Wortspielspaß und Sprachsensibilität
Rebecca Guggers und Simon Röthlisbergers „Der Wortschatz“ – Vorlesung 03/24
Lebensfreunde wiederfinden
„Ich mach dich froh!“ von Corrinne Averiss und Isabelle Follath – Vorlesung 03/24
Makroproteste in der Mikrowelt
Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24
Meisterinnen der Malerei
„Maestras“ im Arp Museum Rolandseck
Das alles ist uns ganz nah
„Spur und Abweg“ von Kurt Tallert – Textwelten 03/24
Berührungsängste verboten
„Memory is not only past“ in der ADKDW – Kunst 04/24
Zauber der Großstadt
Nevin Aladağ im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 04/24
Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24
Aufscheinende Traditionen
Helena Parada Kim im Museum für Ostasiatische Kunst – kunst & gut 02/24
Expansion in die Löwengasse
Kunstraum Grevy eröffnet Pop-Up-Store „Grevy Satellite“ – Kunst 02/24
Faszination für krumme Linien
Julja Schneider im Maternushaus – Kunstwandel 02/24
Ohne Filter
„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24
Malen mit der Farbe
Rolf Rose im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 01/24
Augenöffner im Autohaus
„The Mystery of Banksy“ in Köln – Kunstwandel 12/23
Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23
Ereignisreiche Orte
Simone Nieweg in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung im Mediapark – kunst & gut 11/23