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Foto: Irma Flesch

Die grosse Stille

01. März 2010

Oder: Warum Joachim Meisner lieber schweigt - Magenbitter 03/10

Als kürzlich Schlag auf Schlag bekannt wurde, wie ausgreifend katholische Geistliche Kinder misshandelt haben, schwieg der Mann, der sonst öffentlich alles geißelt, was ihm moralisch suspekt ist: Kardinal Joachim Meisner. Unter Klerikern kursiert indes die Mitschrift eines internen Statements: „Wenn man Kardinal ist und 76 Jahre alt, weiß man um viele Geheimnisse der Kirche. Nehmen Sie die vom Vatikan veröffentlichten Prozessakten der Inquisition, bei denen es zum guten Teil um Missbrauchsfälle ging, in die Priester verwickelt waren.

Natürlich hat das Kontinuität, bis ins heutige Afrika, wo es zu vielen Missbrauchsfällen an Schwestern durch Missionare gekommen sein soll. Bei der Hitze dort hätten sie das ausschwitzen können. Bei uns im Rheinland kommt Missbrauch seltener vor. Wir hatten 2008 den Fall in St. Maria Königin in Bergisch-Gladbach, bei dem die Übergriffe an Kindern schon 30 Jahre zurück lagen, was es einfacher machte. Wir selbst haben öffentlich nach den Opfern gesucht und ihnen jede Hilfe angeboten. Das kam gut an. Jetzt sind die anderen dran, für die jesuitischen Brüder ist es knüppeldick gekommen. Einzelne haben es einfach übertrieben, mein Gott! Wie die Iren und die Amerikaner. Den Amis hat der Heilige Vater im letzten Jahr denn auch den Marsch geblasen, nur den Hunderten, die an HIV gestorben sind, konnte er nichts mehr sagen. Nun, es kommt letztlich immer alles raus, der Mensch ist zu schwach, um ein Leben lang zu verschweigen, was ihm angetan wurde. Dann heißt es, offensiv dagegenzuhalten, auch bei den Zahlen. Wenn der Spiegel in den Bistümern 94 Fälle von Missbrauch abfragt, dann sind 94 bei 210.000 seit 1995 in Deutschland polizeilich erfassten Fällen verschwindend gering. Oder andersherum: Nichtzölibatäre Männer werden mit einer 36mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als wir. Deshalb darf es hier auch keine Selbstgeißelung geben wie in den USA. Es darf auch keinen Persilschein geben, nur weil sich einer Opfer nennt, das hat unser österreichischer Mitbruder Krenn gesagt. Was bei der ganzen Auseinandersetzung meistens vergessen wird: Kirche kann nur so gut sein wie die Gesellschaft, die sie umgibt. Deshalb sind wir Priester auch nur Menschen. Wenn sieben bis zehn Prozent von uns übermäßig zur Flasche greifen, ist das guter Durchschnitt. Man muss zu all dem öffentlich nichts sagen.

Das meiste habe ich ja auch schon gesagt. Das Schönste, was ich gesagt habe, ist, dass meine Braut der Dom ist. Da soll mir mal einer kommen und was von Abartigkeit erzählen!“ Der besondere Hinweis für klerikale Leser: Achtung Satire!

Peter Hanemann

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