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Moyses van Wtenbrouck (um 1570 – um 1647), Merkur beschuldigt Battus des Verrats, Radierung und Kupferstich, 154 x 220 mm, Grafische Sammlung Wallraf-Richartz-Museum, Schenkung Christoph Müller
Foto: © Wallraf-Richartz-Museum, Köln

Die Emanzipation der Kunst

30. April 2012

Die Kunst des Kupferstichs im Wallraf-Richartz-Museum – Kunst in Köln 05/12

In den Niederlanden um 1600 war das Kopieren noch eine wahre Kunst – das belegt derzeit eine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum. Basis der Ausstellung sind Kupferstiche des Hendrick Goltzius, die auf Anhieb durch ihre Virtuosität beeindrucken. Aber mit seinem Vermögen hat Goltzius auch die Werke und den Stil seiner Vorläufer – darunter Albrecht Dürer und Lucas van Leyden – imitiert. Und er geht noch weiter: Er schuf in deren Duktus neue, eigene Werke. Darin thematisiert er den Stellenwert der unterschiedlichen künstlerischen Gattungen zueinander und die Rolle der Antike für die Kunst seiner Zeit.

Das alles ist vor dem Hintergrund der Emanzipation der Kunst von einer dienenden zu einer autonomen Tätigkeit zu verstehen. Die Künstler mussten sich nun also neuen Herausforderungen stellen, um auf dem freien Markt bestehen zu können. Dies erforderte handwerkliches Können und Originalität im Umgang mit den Vorbildern und schließlich eigene Erfindungsgabe.

In dieser Ausstellung geht es also um ein ganzes Bündel an Fragen und Aspekten der Kunst der niederländischen Renaissance. Es ist verdienstvoll, wie diese Ausstellung dem in ihrer Präsentation, gegliedert in Kapitel und eingeleitet mit Wandtexten, nachgeht und dabei das einzelne druckgraphische Blatt als solches würdigt. Die Ausstellung setzt auf vergleichendes Sehen. Deutlich wird Goltzius' Befähigung der Nachahmung und Übertrumpfung und seine Kombination aus verschiedenen vorliegenden Bildern zu eigenen Kompositionen. Die Ausstellung stellt dabei die maßgeblichen Genres vor, etwa das Porträt mit der (erfundenen) Tronie sowie etwa auch die Landschaft in veristischen Detailansichten der Natur und als Fantasie-Konglomerat.

Vielleicht rundet sich die Ausstellung auch deshalb, weil sie weitgehend aus einer gewachsenen Sammlung stammt. 108 Blätter sind aus dem Bestand des Zeitungsverlegers Christoph Müller als Schenkung an das Wallraf-Richartz-Museum gegangen. Auch wenn man sich nicht auf den theoretischen Überbau einlassen möchte: Die Blätter führen ein breit gefächertes Panorama der niederländischen Kunst zwischen Ende des 16. und Mitte des 17. Jahrhunderts vor Augen, mit den Meistern und den zentralen Themen der Druckgraphik dieser Zeit.

„Artisten der Linie. Hendrick Goltzius und die Graphik um 1600“, bis 10. Juni im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, www.wallraf.museum

Thomas Hirsch

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