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Wer kam, hatte meist großes Interesse: Auch das Biomasse-Heizkraftwerk in Oberhausen war während der „Klimametropole“-Aktionswoche Ziel von Besuchergruppen
Foto: Tom Jost

Der Weg zur „Klima-Expo 2022“ braucht 1000 Schritte

30. Oktober 2014

Nach einem Jahr Anlaufzeit kommt das Landesprojekt allmählich ans Laufen. Aber es gibt auch atmosphärische Störungen – Innovation 11/14

Wie baut man einen simplen Solarkocher? Wo kann man Wasserstoff in den Pkw-Tank füllen? Schiefe Wohnhäuser energetisch sanieren – geht das? Und welche Sparkasse animiert wie ihre Mitarbeiter, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen? – Über 200 Dates umfasste Anfang Oktober das Veranstaltungspaket zur Auftaktwoche der „Klimametropole Ruhr 2022“, mit dem der koordinierende und co-finanzierende Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) seine Bedeutung für die angelaufene „Klima-Expo NRW 2022“ sichtbar machte.

Man kann nicht alle Angebote aufs Wochenende legen. Daher wundert es kaum, wenn das Schnuppern am einzigartigen Supraleiter-Kabel Montags um 11 Uhr nur zwei Interessenten findet, bei einer Bus-Tour zu Orten futuristischer Wasserstoff-Nutzung zwischen 17.30 und 22.30 Uhr mehr als die Hälfte der Teilnehmerplätze frei bleibt. „Es sind auch einige Veranstaltungen komplett ausgefallen“, sagt RVR-Sprecher Jens Hapke – und wirkt dabei keinesfalls missvergnügt. „Die Besucher, die kamen, waren jedenfalls sehr interessiert.“

Bevor sich die begriffliche Verwirrung noch breiter macht: „Klimametropole Ruhr“ ist eines von sieben Regionalprojekten der „Klima Expo NRW“, deren Führungsgesellschaft das Land 2013 gegründet hat. Mit einem vorläufigen Etat von 2 Mio. Euro aus dem NRW-Haushalt gespeist, soll sie von Gelsenkirchen aus Energiewende, Klimaschutz und die nötigen Anpassungen an die Folgen des Klimawandels für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar machen, technologische und wirtschaftliche Potenziale präsentieren. „Sie ist zugleich Leistungsschau und Ideenlabor für den Standort NRW“, heißt es auf der Webseite, „und das nicht nur an einem Ort und an einem Tag, sondern landesweit bis 2022.“



Klima-Expo-Geschäftsführer Jung:„Wir betrachten aktuell 100 Projekte.“
Foto: Klima-Expo NRW

Freilich war öffentlich noch nicht viel von der „Klima Expo“ zu bemerken. „Unsere Sichtbarkeit nach außen ist eigentlich erst seit der Auftaktveranstaltung am 30. Juni in Düsseldorf gegeben“, räumt Co-Geschäftsführer Wolfgang Jung ein. „Vorher haben wir an unserer Konzeption gearbeitet und vor allem das passende Personal gesucht. Jetzt sind wir aber dabei, Ergebnisse zu produzieren. Das alles konnte noch nicht mit High-Speed funktionieren.“

Eintausend Schritte bis 2022 hat sich die „Klima Expo“ zum Ziel gesetzt, was bedeutet, dass man 1000 Klima-relevante und innovative NRW-Projekte ins Schaufenster stellen will. Bisher wurden auf der Webseite gerade zehn „Schritte“ gelistet – wobei man großzügig das eigene „Kick-off“ hinzurechnete. Mindestens drei weitere sind – objektiv betrachtet – alte Hüte: Die Renaturierung der Ruhr bei Arnsberg begann schon 2003, seit Ende 2010 ist die „Innovation City“ Bottrop auf dem Wege. Und die münsterländische Klimakommune Saerbeck setzt sich seit 25 Jahren aktiv mit ökologischen Fragen auseinander. Man habe ganz bewusst zunächst Projekte präsentiert, die im Lande gut bekannt seien, verteidigt Jung. Denn es sei Ziel, die „breite Bevölkerung“ zu erreichen.

Zum weiteren Ausbau werden Projekte gesucht, „die eine Vorreiterrolle in NRW einnehmen“. Vorschläge können über die Webseite www.klimaexpo-nrw.de eingereicht werden. Gegenwärtig würden etwa 100 solcher Projekte betrachtet, heißt es aus der Expo-Gesellschaft. Ein Viertel davon sehe so gut aus, dass man sie bald ebenfalls ins Schaufenster stellen könne. Ab einer kritischen Masse von etwa 50 Vorreitern werde man sich dann „auch an eine internationale Öffentlichkeit wenden.“

Aufgegeben hat man in Gelsenkirchen und Düsseldorf freilich den Anspruch, eine formelle internationale Weltausstellung zu veranstalten. Der kommende Austragungsort Mailand 2015 zeige immense Probleme, auch bei den Expo-Schauen in Shanghai (2010) und Yeosu (2012) seien Kosten und Nutzen stark auseinandergedriftet. NRW wolle deshalb eine „Expo neuen Typs“ umsetzen, ein dezentrales Format mit einer Zwischenpräsentation 2017 und einem Abschluss 2022. Dazu brauche es keine Bewerbung bei der Pariser Expo-Gesellschaft. Jung: „Wir operieren bewusst neben der offiziellen Expo-Schiene. Dieser Markenname ist wohl nicht geschützt, denn weltweit gibt es x solcher Messen.“

Auf dem Weg dorthin müsste sich aber wohl das Klima zwischen Expo NRW und den regionalen Projektpartnern ein gutes Stück verbessern. Gleich aus mehreren Quellen ist inoffiziell von atmosphärischen Störungen zu hören – und dass das „Klimametropole-Ruhr“-Bündnis mit der 200-Dates-Veranstaltungswoche gern den eigenen Wimpel hochhält, mag man vielleicht auch in diese Richtung interpretieren. Die Landesgesellschaft wird jedenfalls wohl nichts falsch machen, wenn sie stärker auf ihre Verbündeten im Lande zugeht.

Vermutlich wird es auf einen gesunden Mix von „Exzellenzprojekten“ und simplen, aber populären Klimaschutz-Initiativen ankommen. So wie beim Zusammenspiel von Wasserstoff-Forschung und aus Wellpappe gebauten Solarkochern während der jüngst gelaufenen Aktionswoche. Noch eine Auflösung: Das schiefe, aber kernsanierte Mehrfamilienhaus steht in Gladbeck, wo auch die Sparkasse Duschen und Spinde für Mitarbeiter anbietet, die zugunsten des Fahrrades aufs Auto verzichten. Nicht wahnsinnig aufregend – aber verbreitenswert.

Mehr Klimaschutz-Projekte: www.choices.de/gruene-seiten

TOM JOST

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