Wer vor dem Spiegel steht, hat keine Zeit ins Buch zu schauen. Und doch beginnt schon mit dem Blick in den Spiegel die Frage nach dem Selbst und dem Bild, das ich mir von der Welt mache. Die Tanzkunst bleibt stets gefangen in jenem Dilemma, dass den Körper mit seiner eindrucksvollen Konkretheit und der Trägheit das Fleisch in Konflikt mit der Reflexion und der analytischen Schärfe des kritischen Bewusstseins bringt. Zum 5. Mal findet die Biennale Tanzausbildung in Deutschland statt und wird diesmal vom 15. bis 22. Februar in Köln gastieren. Dass Tanzkünstler schnell der Gefahr erliegen können, in ihrer Arbeit nur noch um sich selbst zu kreisen, und die Welt da draußen für sie in Vergessenheit gerät, ist denen, die Tanz unterrichten, sehr wohl bewusst. Deshalb widmet sich die Biennale in diesem Jahr zentral dem Thema „Feedback und Reflexion“.
Die großen Hochschulen von Essen über Dresden, Berlin und Stuttgart sind selbstverständlich vertreten und dazu werden Gäste aus Europa und den USA erwartet, die ihrerseits Erfahrungen im Zusammenspiel der Künste auf dem Tanzboden einbringen. Vera Sander, die selbst am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz in Köln unterrichtet, gibt einige der Fragen vor, die sich im Dialog mit den Studierenden aufgedrängt haben. Wie sieht die Kommunikation im Umgang zwischen meinem Körper, der Musik, dem Raum und der Zeit aus? Wie löst Wahrnehmung Bewegung aus? Wie prägt das Training die Ästhetik?
Die Probleme führen schnell zu jenen ästhetischen Nahtstellen, die heute immer wieder Thema in Tanzproduktionen sind. So wird die Rolle des Sprechens zu befragen sein. Wo funktioniert Sprache fruchtbar im Dialog mit Körper und Bewegung und wo transportiert sie nichts als die Ratlosigkeit der Choreografen. Die Biennale wird denn auch nicht an der Tatsache vorbeikommen, dass vielen aktuellen Produktionen der Blick über die eigene Horizontlinie fehlt, so dass nicht mehr die Frage gestellt wird, woher die Bewegungen kommen, die ich in meiner Arbeit benutze. Die Beschäftigung mit der Historie des modernen Tanzes gehört zu den Schwerpunkten des Biennale-Programms.
Während die Arbeit während der internationalen Begegnungen zum großen Teil in Workshops geleistet wird, die den Nachwuchs auf den Stand der Forschung bringen sollen, gibt es in diesem Jahr auch zwei umfangreiche Präsentationen im Staatenhaus der Kölner Messe zu sehen. Sage und schreibe 110 Absolventen und Absolventinnen der nationalen und internationalen Tanzinstitute werden am 15. und 16. Februar jeweils ab 19.30 Uhr insgesamt 14 Choreografien präsentieren. Danach wird man sich ein Bild vom Stand der möglichen Innovationen machen können, die die Hochschulen heutzutage dem Nachwuchs zu bieten haben.
Biennale Tanzausbildung 5 | 15.-22.2. | Köln, NRW | www.biennale-tanzausbildung.de
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