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Läuft als Special: „We need to talk about Kevin“ mit John C. Reilly und der großartigen Tilda Swinton
Foto: Bavaria

„Da muss man sich erst mal durchsetzen“

29. März 2012

Das Internationale Frauenfilmfestival blickt vom 17. bis 22. April auf Nordafrika - Festival 04/12

Seit sich die Kölner „Feminale“ und die Dortmunder „femme totale“ im Jahr 2006 zum „Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund / Köln“ zusammengeschlossen haben, findet das Festival im jährlichen Wechsel in Dortmund und Köln statt. Die diesjährige Kölner Ausgabe legt ihren Schwerpunkt auf die arabische Filmwelt. Neben dem Debütspielfilmwettbewerb und dem von choices gestifteten Publikumspreis findet der Wettbewerb für Bildgestalterinnen erstmals in Köln statt. choices sprach mit der Festivalleiterin Silke J. Räbiger über den diesjährigen Themenschwerpunkt und die Schwierigkeiten, ein Festival an zwei Standorten zu etablieren.

choices: Frau Räbiger, es ist sicherlich eine besondere Herausforderung, die Aufmerksamkeit für ein Festival in zwei Städten zu generieren …
Silke J. Räbiger
: Es ist in der Tat schwierig, jeder Stadt die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Man muss ja nicht nur in, sondern auch für die Stadt sichtbar sein – in Bezug auf die Verwaltung und Politik. Da kann man nicht für zwei Jahre abtauchen und dann sagen: „Hallo, hier bin ich wieder“. Wir haben ja vor einigen Jahren mal einen Versuch gestartet und den Kölner Wettbewerb auch in Dortmund gezeigt. Die Idee, unmittelbar während des Festivals den Bogen zwischen den Städten zu schlagen, hat dann ein paar Jahre brach gelegen. In diesem Jahr haben wir im Dortmunder „U“ ein Kino und können dort und in den nächsten Jahren ein Auswahlprogramm zeigen. In Köln müssen wir Gelder generieren, damit wir das im nächsten Jahr auch hier machen können. Es ist auf jeden Fall nach wie vor das Ziel, dass kompakt am Wochenende auch Filme und Gäste in die Partnerstadt kommen.

Das wäre dann nicht wie seinerzeit auf den Wettbewerb konzentriert, sondern ein „BestOf“ des Festivals?

Silke J. Räbiger
Foto: Guido Schiefer
Festivalleitung des IFFF

Genau. Wir haben uns dagegen entschieden, den Wettbewerb komplett zu zeigen, weil das Festival ja aus sehr unterschiedlichen Facetten besteht. In Dortmund werden wir Filme aus dem Länderschwerpunkt, dem Panorama und dem Wettbewerb zeigen. Das sind dann sechs oder sieben Filme, die wir von Donnerstag bis Sonntag spielen. Außerdem versuchen wir, viele Gäste nach Dortmund zu bringen. Daneben versuchen wir auch, während des Jahres Filmveranstaltungen in den Städten zu machen. Im letzten Jahr haben wir mit der Dokumentarfilminitiative eine Veranstaltung gemacht, und wir beteiligen uns regelmäßig an den Kölner Kino Nächten. Das sind noch zarte Pflänzchen, die sich noch weiter entwickeln müssen. In Köln bietet sich dafür das Filmforum an, aber ob das klappt, ist letztendlich eine Frage des Geldes.

Warum ist auch der internationale Wettbewerb aufgeteilt in den Spielfilm-Preis und den Debütfilmpreis, die abwechselnd in Köln und Dortmund verliehen werden?
Das ist aus der Genese heraus entstanden. In Köln – bei der „Feminale“ – gab es schon immer den Debütfilm-Wettbewerb. Um nicht das gleiche zu machen, wurde dann bei „femme totale“ in Dortmund ein Wettbewerb für Frauen, die schon länger dabei sind, ausgelobt. Im vergangenen Jahr hatten wir dann plötzlich mit dem neu hinzugekommenen Ehrenpreis für Dokumentarfilm vier Preise in Dortmund. Als dann die Kameraausbildung in NRW von der FH Dortmund nach Köln an die internationale filmschule (ifs) und die Kunsthochschule für Medien (KHM) gegangen ist, sind wir in diesem Jahr mit dem Wettbewerb für Bildgestaltung ebenfalls nach Köln umgesiedelt. Jetzt gibt es inklusive des Publikumspreises drei Preise in jeder Stadt. Alle Preise in beiden Städten zu vergeben, ist finanziell nicht machbar. Zumal die Sponsorengelder natürlich auch an die jeweiligen Städte gebunden sind.

Wie sieht im Kontext des Wettbewerbs für Bildgestalterinnen ihre Zusammenarbeit mit den Filmschulen aus?
Der Bildgestalterinnen-Preis ist ja ein Wettbewerb für Nachwuchsbildgestalterinnen. Wir schreiben die Hochschulen in Deutschland an. Eingereicht werden können Abschlussfilme bzw. die Arbeiten in den ersten beiden Jahren nach dem Abschluss, weil der Preis ja nur alle zwei Jahre verliehen wird. Der Preis wird seit 2001 vergeben, und alle relevanten Protagonistinnen und der ganze Nachwuchs der Kameraszene sind in der Tat bei uns auf dem Festival gewesen, und es hat sich inzwischen ein gutes Netzwerk unter den Bildgestalterinnen herausgebildet. Das ist über das Festival entstanden, die haben sich hier kennengelernt.

Mit Sophie Maintingneux haben Sie eine der profiliertesten Bildgestalterinnen der Gegenwart in derJury. Es gibt aber immer noch wenige Kamerafrauen. Das Argument der schweren Kamera wird man kaum noch anführen können
Nein, das hat andere Gründe. Die Bildgestaltung gilt tatsächlich nach wie vor noch als Männerberuf. Nur 9% sind Frauen, und es gibt nur relativ wenige Dozentinnen als Vorbilder an den Hochschulen. Die Bildgestalterin ist ja wie eine zweite Regisseurin am Set, die hat den ganzen technischen Stab unter sich und damit auch die Beleuchter. Und wenn man in die Beleuchterszene geht, dann muss man leider sagen, dass die nach wie vor sehr machomäßig aufgestellt ist. Es gibt nur ganz wenige Beleuchterinnen. Wenn dann auch noch eine eher zierliche Frau ans Set kommt, und da ist so eine Riege von Männern – da muss man sich erst mal durchsetzen.

Mit Ihrem diesjährigen Fokus auf die arabische Welt sind Sie am Puls der Zeit. Wie funktioniert die Kommunikation in diese Länder?
Die Kommunikation ist nicht einfach, aber wir konnten Irit Neidhart als Kuratorin gewinnen. Sie ist in Israel und Palästina groß geworden und hat hier den Verleih „mec film“ gegründet, der sich auf Nordafrika spezialisiert hat. Wir haben uns außerdem von der Gruppe „Filminiativ“ in Köln beraten lassen, deren Schwerpunkt ebenfalls Afrika ist. Es war sehr wichtig für uns, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die sich in der Region auskennen. Denn nur Interesse alleine und auf Festivals mal was gesehen zu haben, reicht natürlich nicht aus, um sich der Materie adäquat zu nähern. Für uns war es auch wichtig, dass wir nicht die ganz aktuellen Filme aus dem Revolutionsgeschehen zeigen, sondern einen Schritt zurückgehen und gucken, wie die gesellschaftliche Situation in den fünf Jahren davor gewesen ist, und was die Bedingungen waren, die zu diesen Umwälzungen überhaupt geführt haben.

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln I 17.-22.4. I Filmforum NRW, Filmpalette, Odeon I www.frauenfilmfestival.eu

Das Programm:

Dienstag, 17.4.:
19 Uhr: Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Caquena (Odeon)

Mittwoch, 18.4.:
9.30 Uhr: Schulfilmprogramm (Filmforum)
11.30 Uhr: Auf leisen Sohlen (OV dt. eingesprochen, Filmforum)
16 Uhr: Forbidden (OmU, Filmforum)
17.30 Uhr: 17 Mädchen (OmU, Odeon)
18 Uhr: Vortrag: Ungehörig verUneindeutigt (Filmpalette)
20 Uhr: Nichts für die Ewigkeit (Filmforum)
20 Uhr: Marock (OV dt. eingesprochen, Filmpalette)
20 Uhr: Zephyr (OmU, Odeon)
22 Uhr: The Off Hours (OmU, Odeon)

Donnerstag, 19.4.:
9.30 Uhr: Schulfilmprogramm (Filmforum)
11.30 Uhr: Suicide Room (OmU, Filmforum)
15 Uhr: Entre nos mains (OmU, Odeon)
17 Uhr: Orchids - My Intersex Adventure (OmU, Filmpalette)
17.30 Uhr: Histórias que só existem quando lembradas (OmU, Odeon)
19 Uhr: Kurzfilmprogramm Frances Scholz (mit Diskussion, Filmforum)
19 Uhr: Kurzfilmprogramm Polen (OmeU, Filmpalette)
20 Uhr: Nuit #1 (OmU, Odeon)
21 Uhr: All About Love (OmU, Filmforum)
22 Uhr: Francine (OmU, Odeon)

Freitag, 20.4.:
9.30 Uhr: One Way, A Tuareg's Journey (OV dt. eingesprochen, Filmforum)
11.30 Uhr: Schulfilmprogramm mit Komponistin Martina Eisenreich (Filmforum)
14 Uhr: Diskussion: Frauenfilmfestivals im Dialog (Altes Pfandhaus)
15 Uhr: Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Caquena (Odeon)
15.30 Uhr: Kurzfilmprogramm Transgender (OmU, Filmforum)
17 Uhr: Code Blue (OmU, Filmpalette)
17.30 Uhr: Salt White (OmU, Odeon)
18 Uhr: What's Going On? (OmU, Filmforum)
19 Uhr: The Day I disappeared (OV dt. eingesprochen, Filmpalette)
20 Uhr: We Need to Talk About Kevin (OmU, Filmforum)
20 Uhr: Spanien (Odeon)
20 Uhr: Konzert Martina Eisenreich Quartett (KunstSalon)
22 Uhr: Kurzfilmprogramm Mutationen (Odeon)
22.15 Uhr: Codependent Lesbian Space Alien Seeks Same (OmU, Filmforum)

Samstag, 21.4.:
11 Uhr: Werkstattgespräch Bildgestaltung (Odeon)
12 Uhr: Salata Baladi (OmU, Filmforum)
14 Uhr: Perforated Memories (OmU, Filmforum)
15 Uhr: L'hypothèse du Mokélé-Mbembé (OmeU, Filmpalette)
16 Uhr: I Loved so Much... (OmU, Filmforum)
17 Uhr: Yes, We Are (OmU, Filmpalette)
17.30 Uhr: Return (OmU, Odeon)
18 Uhr: Schildkrötenwut (Filmforum)
19 Uhr: UFO in Her Eyes (OmU, Filmpalette)
20 Uhr: Forbidden (OmU, Filmforum)
20 Uhr: Lange Kurzfilmnacht (Odeon)
22 Uhr: Mommy Is Coming (OV, Filmforum)

Sonntag, 22.4.:
11.30 Uhr: Das Schweigen des Palastes (OmU, Filmforum)
12 Uhr: Mark Lombardi - Kunst und Konspiration (Filmpalette)
14 Uhr: Kurzfilmprogramm begehrt! (Filmforum)
14 Uhr: The Nymphs of Hindu Kush (OV dt. eingesprochen, Filmpalette)
14 Uhr: Werkstattgespräch Maysoon Pachachi (Odeon)
16 Uhr: El lugar más pequeno (OmU, Filmforum)
16 Uhr: Kurzfilmprogramm Women Make Movies (Filmpalette)
16 Uhr: Sur la planche (OmU, Odeon)
19 Uhr: Preisverleihung (Odeon)

TEXT/INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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