Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
29 30 31 1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11

12.517 Beiträge zu
3.760 Filmen im Forum

Foto: Marzena Skubatz

Die Blässe des Meeres

17. März 2022

Marzena Skubatz im Fotoraum Köln – Kunst 03/22

Was ist eigentlich Heimat, ist Heimat ein Ort oder ein Gefühl? Lässt sich Heimat überhaupt in Worte fassen? Dieser Frage widmet sich die polnische Künstlerin Marzena Skubatz derzeit in ihrer Ausstellung „Heima/t“, die im Fotoraum in Lindenthal gezeigt wird. In ihren Fotografien beschäftigt sie sich mit den zahlreichen deutschen Frauen, die einem Aufruf im Jahr 1949 folgten und als Dienstmädchen für Landhaushalte nach Island emigrierten. „Isländischer Bauer sucht deutsche Frau“, so lautete die Annonce des Inselstaates. Doch was bleiben für Stimmungen und Impressionen, wenn man als junge Frau in eine Einöde fern von Zuhause in ein fremdes Land, zu einer fremden Person zieht?

Ganz besondere Bildsprache

Skubatz, die selbst im Alter von 10 Jahren ihr Zuhause in Polen verlassen musste und sich in Deutschland ein neues Leben aufbaute, hat siebzig Jahre nachdem etwa 500 Frauen nach Island kamen, einige von ihnen besucht, um ihre Erfahrungen und persönlichen Erzählungen zu hören und in eindrücklichen Landschafts- und Portraitaufnahmen wiederzugeben. Ihre Fotografien gehen dabei nicht einem journalistischen Anspruch nach, hält Sibylle Mall, die Gründerin des Fotoraums, fest. Im Vordergrund stehen vielmehr die Gefühle der Frauen, die in Skubatz‘ ganz besondere Bildsprache einfließen. Hier werden sie mit Island selbst in Verbindung gebracht, in kargen und fast öden, gleichzeitig anziehenden und auf beeindruckende Weise beruhigenden Landschaftsimpressionen.

Mutmaßungen und dezidierte Stimmungen

So zeigt auch das Titelbild der Ausstellung eine blasse Darstellung des Meeres. Dieses symbolisiert eindrücklich das Gefühl, das die Frauen zu vermitteln versuchen. Das Diffuse und Nebulöse, was nach all den Jahren stets präsent bleibt. Diese Unklarheit verleitet, auf die Verletzbarkeit und Vergangenheit der Frauen zu schließen, auch wenn ein Begleitheft zu den Aufnahmen durch Einblicke in die Unterhaltungen mit Skubatz teilweise sogar ein fast romantisierendes Bild ihrer Erfahrungen widerspiegelt.

Was letztendlich bleibt, sind Mutmaßungen und dezidierte Stimmungen, die die Bilder für sich sprechen lassen. Es scheint nicht darum zu gehen, eine Antwort auf die Frage nach der Bedeutung von Heimat zu finden. Sondern – neben den beeindruckenden Aufnahmen  – um den Anreiz, sich mit dem Heimatgefühl viel eher auf affektive Weise auseinanderzusetzen und anzunähern.

Marzena Skubatz: Heima/t | bis 3.4. | Fotoraum Köln | www.fotoraum-koeln.de

Christina Heimig

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Arielle, die Meerjungfrau

Lesen Sie dazu auch:

Weitere großartige Orte
Wieder soweit: das AIC ON 2023

Menschliche Grunderfahrungen
Käthe Kollwitz in der Domschatzkammer

Vom Wasser
„Vibrant Waters“ in der Temporary Gallery

Radeln, Hören, Entdecken
„Espaces Cyclophones“ in Bonn

Äußerst kostbare Zeiten
Bea Meyer im kjubh Kunstverein – Kunst 05/23

Wenn Schrift zu Bild wird
„Visualisieren“ in der Kunst- und Museumsbibliothek

Lichterfüllte, funktionale Orte
Lucinda Devlin mit einer Werkschau in der Photographischen Sammlung – kunst & gut 04/23

Formen und Strukturen
Drei Alfred Ehrhardt-Programme im Filmhaus – Film 04/23

Ein Star unter den Fotografierten
Max Ernst auf Fotografien in seinem Museum in Brühl – kunst & gut 03/23

Draußen, immer
Ein Skulpturenprojekt in Monheim – Kunst in NRW 02/23

„Mit Freikarten funktioniert das nicht“
Hermann Hollmann und Bettina Fischer über die 1. Kölner Kulturkonferenz – Interview 01/23

Forschungsstation Zivilisation
Andrea Zittel im Haus Esters Krefeld – Kunst in NRW 12/22

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!