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„Bildchemie“, 2005, „Wie es wurde, was ich sah.“ Getropfte Malerei auf Chromatographie-Papier. 76 Seiten, 16,5 x 28 cm, Unikat
© Nora Schattauer

An den Grenzen der Malerei

03. Januar 2012

Die Künstlerbücher von Nora Schattauer sind in der Museumsbibliothek im Museum Ludwig zu sehen – Kunst in Köln 12/11

Die Kölnerin Nora Schattauer verfolgt seit zwei Jahrzehnten eine Kunst, die zwischen wissenschaftlichem Labor und Alchemistenstube der Malerei neue Wege eröffnet und dabei ihre Qualitäten des Sinnlichen, von Textur und Struktur, Figur und Grund, Konkretheit und Abstraktion erfüllt. Nora Schattauer tropft punktuell in gleichmäßigen Abständen eine Lösung aus feinstofflich aktiven kristallinen Salzen auf das Papier oder auf die präparierte Leinwand. Infolge von Versuchsreihen kann sie die Wirkungen bedingt steuern, andererseits spielt immer auch der Zufall hinein, als Quantum des Unberechenbaren. Die einzelnen Formulierungen entwickeln sich mit der Zeit weiter, nehmen verhaltene Farben an und erinnern oft an pflanzliche Konstellationen, bei denen sich um ein ausgespartes Zentrum eine Korona mit verfließenden Rändern kräuselt. Einige der Befähigungen dieser Kunst sind das Retardierende, die subtile Variation, das vorsichtig Abwartende, das Präzise unter Zulassung des Risikos und die Sinnlichkeit, mit der die Tropfen als Blüten auf dem Bildträger stehen. Die Malerei ist ebenso anwesend wie abwesend, ebenso plastisch empfunden wie nur eine Spur in der Verflüchtigung. Der Prozess ist Teil dieser Kunst – und folglich ist die weitere Vertiefung in Büchern konsequent, die Nora Schattauer Seite für Seite erstellt hat und die sich für den Rezipienten im Umblättern als explizit vorgetragener zeitlicher Ablauf ereignen. Hier nun ist auch die Rückseite der Blätter zu sehen: Die Salze sind durch das Papier gedrungen. Nie kann man mehr als eine Doppelseite sehen, und die Erinnerung an die vorausgehenden Seiten hilft nur wenig weiter … Seit etlichen Jahren realisiert Nora Schattauer solche unikatären Künstlerbücher, von denen nun in der Museumsbibliothek im Museum Ludwig vierzig Stück aus verschiedenen Perioden in Vitrinen ausgestellt sind. Sie vermitteln insgesamt die Genese im Werk von Nora Schattauer. Nur anfänglich sind handschriftliche Notate vermerkt, die Auskunft über das weitere Vorgehen geben und im Übrigen das Verständnis als Malerei bestätigen. Im Nucleus entfaltet Nora Schattauer hier ihr ganzes Repertoire, und deutlich wird, dass sie mit ihren Verfahren zu immer neuen bildnerischen Phänomenen findet, die zugleich das Medium und seine Aktualität hinterfragen. Zu Recht ist Nora Schattauer im Kunstgeschehen hierzulande fest etabliert.

„Nora Schattauer: Geöffnet. Künstlerbücher“ | bis 9.1. in der Kunst- und Museumsbibliothek im Museum Ludwig | www.museenkoeln.de/kunst-und-museumsbibliothek

Thomas Hirsch

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