Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.560 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Gerhard Richter, Krieg (Abstrakt Nr. 484), 1981, Museum Ludwig, Köln, © Gerhard Richter, 484
Foto: Rheinisches Bildarchiv, Köln

Richter zu Ehren

28. Februar 2022

Gerhard Richter im K21 und Museum Ludwig – Kunst in NRW 03/22

Eine geglückte Koinzidenz: Gerade wurde der weltweit geschätzte Gerhard Richter 90 Jahre alt, und dazu hat das Museum Ludwig seines Wohnortes Köln Bilder aus der Sammlung zusammengestellt, während die Düsseldorfer Kunstsammlung im K21 eine Wechselausstellung zeigt, die von Richter selbst eingerichtet wurde. Sie umfasst kleinformatige übermalte Fotografien und Handzeichnungen aus den letzten Jahren, und beides führt zum „Birkenau“-Zyklus (2014). Zu den vier großformatigen abstrakten Gemälden reihen sich Abzüge der einzigen vier Fotografien, die Häftlinge im KZ Auschwitz-Birkenau aufnehmen konnten. Jahrelang hatte Richter versucht, nach diesen Fotografien zu malen und erst in der Übermalung der realistischen Darstellung eine Lösung gefunden. Die ursprünglichen Bilder sind verschwunden und doch da. An ihrer Stelle stehen Weiß, Schwarz, Grün, Rot, verschoben mit dem Rakel, so dass frühere Farbe durchschaut. Die Gemälde vermitteln in Sprachlosigkeit und Intensität die Unmöglichkeit, Bilder für den Holocaust zu finden. Auch geht es um die Frage, was Kunst überhaupt vermag. Den Gemälden gegenüber hängen vier graue Spiegel, in denen sich der Betrachter sieht, mitsamt der Bilder: Er wird ein Teil davon.

Improvisiert sieht es hingegen im Museum Ludwig aus. Was hier nebeneinander hängt, sind Hauptwerke, die Richters Übergang vom Realismus zur Abstraktion dokumentieren und belegen, dass er von Beginn an die Rolle von Bildern hinterfragt und Illusionen desillusioniert hat. Die „Fünf Türen“ (1967) zeigen als Gemälde, wie sich eine Tür jedes Mal weiter öffnet, und doch ist nichts dahinter als die leere Fläche. Mit „Krieg (Abstrakt Nr. 484)“ (1981) führt Richter die gegenständliche Lesbarkeit ad absurdum. Noch mehr von ihm gibt es mit dem Glasfenster im Dom zu sehen und dann doch wieder in Düsseldorf: Im Stammhaus der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz sind Werke aus deren Sammlung ausgestellt. Sämtlich abstrakt oder ungegenständlich, vermitteln sie zwischen dem frühen Bestand im Museum Ludwig und den aktuellen Beiträgen im K21 – alles zusammen ergibt eine kleine, hochkomplexe Retrospektive.

Gerhard Richter | bis 24.4., K21 Düsseldorf: 0211 838 12 04 | bis 1.5., Museum Ludwig Köln: 0221 22 12 61 65

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Sinnliche Konzepte
Roni Horn im Museum Ludwig

Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24

Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23

Aus anderer Perspektive
Szenenwechsel der Sammlung im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/23

Die eigene Geschichte
„Ukrainische Moderne & Daria Koltsova“ im Museum Ludwig – kunst & gut 09/23

Verschiedenen Perspektiven
Neupräsentation der Sammlung im Museum Ludwig

Innenleben der Wirklichkeit
„Ursula – Das bin ich. Na und?“ im Museum Ludwig – kunst & gut 05/23

Kunst aus Worten und Sätzen
Jenny Holzer im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 04/23

Fließende Formen
Isamu Noguchi im Museum Ludwig – Kunst in NRW 06/22

Geschichten eines Augenblicks
Museum Ludwig zeigt Werkschau „Voiceover“ – Kunst 03/22

Provokante Performance
katze und krieg im Museum Ludwig – Theater am Rhein 01/22

Die Fakten zu den Bildern
Marcel Odenbach in Köln und Düsseldorf – Kunst in NRW 12/21

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!