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„Elvis Has Left the Building“
Foto: MEYER ORIGINALS

A little more action

01. Juni 2013

„Elvis Has Left the Building“ im Keller – Theater am Rhein 06/13

Treffen sich zwei Elvisse in der Kneipe. Eigentlich sind die beiden Imitatoren, die – trotz Haartollen, aber mangels Ähnlichkeiten – gerade beim Doppelgänger-Casting eines Privatsenders scheiterten. Der eine, Schauspieler, tröstet den anderen, Inhaber der Schänke, dass es auf derartige Äußerlichkeiten in Wahrheit nicht ankomme. Nach dem Motto „nachempfinden, nicht nachäffen“ probiert der Wirt also spontan – und ziemlich gelungen – den Lindenberg („Cello“), der Profi stimmt in Helge-Schneider-Manier ein. Weil alles so gut klappt, wird eine ebenso beknackte wie sympathische Idee geboren: Guerilla-Aktionen, bei denen die Herren in der Rolle von Stars flashmobartig an relevanten Orten auftreten und so deren Liedchen in einen politischen Kontext rücken. Als Elton John auf dem Roten Platz „I'm Still Standing“ gegen Homophobie singen, während des NSU-Prozesses vor dem Bundesverfassungsgericht „Wünsch Dir was“ von den Toten Hosen intonieren oder Mario Barth Grönemeyers „Männer“ entgegenschleudern – das schlägt Wellen, kommt an und animiert sogar Nina Hagen zum Trittbrettfahren.

Die durchgeknallte Geschichte, die Iris Matzen (Text und Regie) für die Uraufführung im Theater der Keller erfunden hat, dient freilich in erster Linie als Rahmen für eine Nummernrevue. Das Konzept ist dramaturgisch dünn und zeigt gewisse Anlaufschwierigkeiten. Getreu der später dargebotenen Elvis-Forderung „a little less conversation, a little more action please“ gewinnt der Abend jedoch an Fahrt, je weniger bloß geredet und je mehr gesungen, getanzt und herumgealbert wird. Das erwartet man von einer selbsternannten „testosteronbeladenen Doppelgängerkomödie“, das können die beiden Darsteller wirklich ausgezeichnet. Frank Maier und Hagen Range sind so in Fahrt, dass der Schweiß in Strömen fließt und auch das Publikum zunehmend in Wallung gerät. Neun Songs werden in dem gut eine Stunde kurzen Stück geschmettert, die Qualität variiert. Knaller sind Maiers Campino-Imitation und Ranges Westernhagen-Röhre oder das Blues-Brothers-Finale. Zwei sympathische Komödianten in einer heiteren Show, die sich gut zum musikalischen Vorglühen an einem Abend mit geplanten Partyaktivitäten eignet.

„Elvis Has Left the Building“ von Iris Matzen | R: Iris Matzen | Theater der Keller | 4.-9.6. 20 Uhr | www.theater-der-keller.de

JESSICA DÜSTER

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