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Zurück in die Freiheit

28. Mai 2024

Geringe Rückfallquote bei Strafgefangenen – Europa-Vorbild Norwegen

Im Jahr 2023 befanden sich rund 44.232 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in den deutschen Justizvollzugsanstalten. Dies geht aus der Rückfallstatistik des Bundesministeriums der Justiz hervor. Demnach liegt die Rückfallquote nach drei Jahren Haft weitgehend konstant bei 46 Prozent, nach zwölf Jahren bei 66 Prozent. Ein Drittel dieser Rückfälligen wird erneut zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Für einen Großteil der Gefangenen gilt: Wer einmal straffällig geworden ist, wird wieder straffällig. 

Für eine bessere Gesellschaft 

Norwegens Weg zu einer besseren Resozialisierung von Straftätern begann in den 1990er Jahren. Angesichts einer beunruhigend hohen Rückfallquote entschied sich das Land für eine grundlegende Reform des Strafvollzugs. Statt ausschließlich auf Bestrafung zu setzen, wurde verstärkt auf Rehabilitation und Verhaltensänderung gesetzt. Mit Erfolg: Dort liegt die Rückfallquote heute bei etwa 20 Prozent. Besonders bemerkenswert ist die Situation auf der norwegischen Insel Bastøy, die eines der luxuriösesten Gefängnisse der Welt beherbergt. Nach Medienberichten liegt die Rückfallquote in Bastøy sogar nur bei 16 Prozent. 

Obwohl die Rückfallstatistiken – sowohl für Norwegen als auch für Deutschland – nach Angaben der Universität Greifswald keine systematischen Gruppenvergleiche vornehmen und somit keine konkreten Aussagen über die Wirksamkeit des Strafvollzugs oder der Bewährungshilfe zulassen, weist Norwegen heute eine der niedrigsten Rückfallraten in ganz Europa auf.

Weniger Gefängnis, mehr Verantwortung

Ein wesentliches Element des norwegischen Erfolgs ist die veränderte Rolle der Gefängniswärter. Statt in erster Linie als Sicherheitspersonal zu wirken, übernehmen sie zunehmend die Rolle von Sozialarbeitern, die das Verhalten der Gefangenen positiv beeinflussen sollen. Darüber hinaus setzt Norwegen auf individualisierte Programme zur Verhaltensänderung und zur Vorbereitung auf das Leben nach der Haft. So kann während der Haft ein Studium absolviert werden und auch andere Bildungsmöglichkeiten erleichtern den Weg zurück in die Gesellschaft. Die Gefangenen behalten also ihre Privilegien mit Ausnahme ihrer Bewegungsfreiheit und leben unter Bedingungen, die denen außerhalb der Haftanstalt zumindest ähneln.

Der norwegische Strafvollzug zeigt, dass eine konsequente Ausrichtung auf Rehabilitation und Resozialisierung nicht nur die Rückfallquoten senkt, sondern auch positive Veränderungen im Leben der Gefangenen bewirken kann. Hiervon können andere Staaten gewiss lernen – insbesondere angesichts weltweit steigender Inhaftierungsraten.

Charlotte Herhold

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