Ein Jammer, dass zu dieser Ausstellung kein Katalog erscheint. Denn die Sonderausstellung „Architekturteilchen“ im MAKK ist ebenso fundamental wie visuell attraktiv, sie ist einleuchtend und doch immens komplex. In den Hallen aller drei Stockwerke sowie dem Ausstellungsflügel des oberen Stockwerkes geht sie der Geschichte und Gegenwart des modularen Bauens anhand der unterschiedlichen Materialien und mit einem Exkurs auf die neuartigen Möglichkeiten der Computertechnologie nach. Am Beginn der Ausstellung steht die Erkenntnis, dass die Basis der Architektur das Modul ist, als Formelement, das, rückführbar auf die Geometrie, rekapituliert oder variiert wird. Das trifft auf die antike Säule ebenso zu wie auf heutige Netz- und Wabenstrukturen. Zugleich verweist die Ausstellung auf den Kontext und die Einbettung in den Städtebau. Ein Kapitel der Ausstellung stellt den amerikanischen Mathematiker und Designer Ron Resch vor, der in den 1960er Jahren das architektonische Potential modularer Strukturen zwischen Raster und Ornament erkannt und am Computer erarbeitet hat. Bauten wie das Habitat in Montreal 1967 oder die Kopenhagener Mountain Dwallings 2006 sind in filigranen Modellen, Filmen und Animationen und vor allem Fotodokumentationen mit begleitenden Texten vertreten. Daneben wird die Abhängigkeit der Module und Baukastensysteme von den Materialien betont, deren Erforschung und Entwicklung sie aber wiederum fördern. Im Obergeschoss wird dies schließlich experimentell vergegenwärtigt und greift weiter aus, zugleich wird hier der Betrachter zum Akteur. Natürlich ist diese Ausstellung einer der Höhepunkt des Jahres der Architektur im MAKK, ebenso wie die Schau der „Architekturmöbel“, die zuvor hier zu sehen war. Zusammen liefern sie einen neuartigen Blick auf die Architektur und deren Voraussetzungen und Konzeptionen, der absolut bedenkenswert ist.
„Architekturteilchen – Modulares Bauen im digitalen Zeitalter“ | bis 19. August im Museum für Angewandte Kunst | www.makk.de
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