Montag, 16. Dezember: Zu einer Art Klassentreffen wurde die Präsentation des Films „Wem gehört die Stadt – Bürger in Bewegung“ in Anwesenheit der Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Ditges („Ich will Dich – Begegnungen mit Hilde Domin“) im Odeon-Kino. Denn die Filmemacherin hatte zur anschließenden Podiumsdiskussion ihre Protagonisten geladen, von denen auch etliche erschienen waren. Ditges hatte im Film die Kontroversen um die Bebauung des Helios-Geländes in Köln-Ehrenfeld in den Jahren 2011 und 2012 dokumentiert. Die von Investor Paul Bauwens-Adenauer geplante Eröffnung einer Shopping Mall war bei den Anwohnern auf breite Kritik gestoßen, weswegen sich eine Bürgerinitiative gründete, die nach Alternativkonzepten für den Bebau des Areals Ausschau hielt. In Ditges‘ Film kommen sowohl der Investor als auch Vertreter der Bürgerinitiative zu Wort, aber auch der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges und Anne Luise Müller und Andreas von Wolff aus dem Stadtplanungsamt. Sie alle waren nun kurz vor der fünfjährigen Kinopremiere des Films noch einmal zusammengekommen, um über die mittlerweile stattgefundenen Entwicklungen zu sprechen.
In Ditges‘ Film zeichnete sich bereits eine Alternative ab, die alle Seiten halbwegs zufrieden stellen konnte. Die Stadt Köln hatte damals schon Interesse bekundet, auf dem Gelände eine inklusive Universitätsschule zu errichten. Anfang Dezember 2019 wurde hierfür nun der Grundstein gelegt. Die beiden künftigen Schulleiter Andreas Niesen und Marion Hensel waren am Abend ebenfalls im Odeon-Kino dabei. Niesen erläuterte in der Diskussion: „Wir wollen die Kultur aus dem Viertel in die Schule hineinholen, wir wollen Lärm machen.“ Damit widersprach er der zuvor von Architektin Almut Skriver von der Bürgerinitiative geäußerten Ansicht, dass die Schule als Puffer zwischen Kultur und Wohnen auf dem Helios-Gelände dienen könne. Bezirksbürgermeister Wirges bedauerte, dass die legendäre Szenelocation „Underground“ vom Gelände weichen musste, betonte aber, dass die Kulturmeile weiterhin in Ehrenfeld bleiben soll. „Wir brauchen geschützte Räume für die Subkultur“, fügte Wirges seiner Aussage hinzu. Stellvertretend für Investor Paul Bauwens-Adenauer war dessen Co-Geschäftsführer Alexander Jacobi als Gast dabei. Er erläuterte, dass der Bauherr des Geländes mittlerweile die Stadt Köln sei. In diesem Zusammenhang merkte er an: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn der Bau der Schule schnell vorankommt, damit wir dann die restlichen Quartiere planen können. Denn wir haben nach wie vor kein Planungsrecht.“
Das erwies sich als Knackpunkt der bisherigen Entwicklungen, denn der bislang vorgelegte Bebauungsplan der Bauwens GmbH & Co. KG wurde in seiner bisherigen Form von der Stadtverwaltung abgelehnt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich hier nichts mehr getan, was den langwierigen Prozess derartiger Entscheidungsfindungen verdeutlicht. Anne Luise Müller von der Stadtverwaltung sieht insbesondere Probleme beim Thema der Umfahrung der Rheinlandhalle und beim Konzept des offenen Schulhofes, mit dem die Vernetzung der unterschiedlichen Quartiere gewährleistet werden soll. Die Universitätsschule soll 2024 fertiggestellt sein, woraus sich für Schulleiter Andreas Niesen ein weiteres Problem ergibt: „Der Rest um die Schule herum ist dann voraussichtlich noch Brachfläche, die erst nach und nach bebaut wird. Wir haben aber kein Interesse daran, ein Solitär auf diesem Gelände zu sein.“ Architekt Burkard Dewey begrüßte, dass das Haushaltsjahr 2020 der Stadt Köln auch Mittel für die Integration eines Kulturbausteins auf dem Helios-Gelände vorsieht. Für ihn ist es wichtig, dass Kulturschaffende, die vor Ort angesiedelt sind oder waren, aktiv am Prozess der Neugestaltung beteiligt werden. Hawe Möllmann von der Bürgerinitiative brachte ganz gut auf den Punkt, wie zweischneidig die ganze Angelegenheit ist. Einerseits wollten die Bürger ihre kulturelle Identität im Veedel bewahren und der Gentrifizierung entgegenwirken, andererseits würden sie sich mit dem Bau der inklusiven Universitätsschule ein in Deutschland bislang einmaliges Bildungsmekka schaffen und damit selbst wieder Teil der Gentrifizierung werden.
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