Die farbig leuchtenden Gemälde vermitteln schon, wie lebhaft, zwiespältig und reich an Ereignissen diese Zeit war: Der Kunstpalast im Ehrenhof in Düsseldorf stellt die Künstlervereinigung Das junge Rheinland in einer opulenten und doch konzentrierten Ausstellung vor. Die Schau zum 100-jährigen Gründungsjubiläum verdeutlicht die enorme Breite: Ein stilistisches Programm gab das Junge Rheinland in seiner Satzung nicht vor, im Gegenteil sollten die konservativ arbeitenden Künstler ebenso angesprochen werden wie die avantgardistischen Strömungen, die älteren Generationen wie die jungen Himmelsstürmer. Ohnehin trafen zwei Grundstimmungen zusammen: Der verlorene Weltkrieg stand mit seinen Trümmern und Versehrungen neben der Aufbruchsstimmung der Weimarer Republik.
Gegründet wurde das Junge Rheinland in Düsseldorf, das sich in diesen Jahren als Zentrum der Kunst etablierte – derart, dass Otto Dix von Dresden hierher zog. In den Jahren ihres Bestehens bis Mitte der 1930er Jahre besaß die Vereinigung insgesamt rund 400 Mitglieder, darunter auch Architekten und Bühnenbildner. Eine zentrale Persönlichkeit war die Kunsthändlerin Johanna Ey – die „Mutter Ey“ –, die als fürsorgliche Unterstützerin ihrer Künstler in ihren Räumen den Vorstand des Jungen Rheinlandes tagen ließ: Selbst wurde sie vielmals von den Künstlern dieser Zeit porträtiert. Doch obwohl die Vereinigung durch ihre liberale Einstellung stilistische Konflikte vermeiden und vielmehr in die Gesellschaft hinein wirken wollte und sich ansonsten als Ausstellungsgemeinschaft verstand, blieben interne Streitereien nicht aus. Sie hatten Abspaltungen und schließlich die Auflösung zur Folge. Vieles davon lassen die Kunstwerke der Düsseldorfer Ausstellung erkennen, auch wenn diese sich weitgehend auf die Abfolge einzelner Persönlichkeiten beschränkt. Mit Künstlern wie Otto Dix, Max Ernst, Walter Ophey oder Gert Wollheim wird das Spektrum zwischen Expressionismus, Verismus und Neuer Sachlichkeit vorgestellt. Das alles ist gut, in der Präsentation relativ aufwändig und harmlos. Es gibt einige tolle Bilder zu sehen und ein paar Künstler zu entdecken, aber richtige Begeisterung kommt dabei nicht auf.
„Zu schön, um wahr zu sein“ – Das Junge Rheinland | bis 2.6. | Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ein Notfallgenerator für die Kunst
Kulturgenerator startet – Kunst 11/20
Das Stiefkind
Attraktiv, aber wenig bekannt: die Kunst- und Museumsbibliothek – Kulturporträt 05/20
Art Déco
Käthe Kollwitz Museum | vorübergehend geschlossen
„Wir haben alles, was man für eine Party braucht“
Isabelle Hamm und Annika Flamm zur 16. Kunstnacht – Interview 02/20
Basisdemokratische Kunst
Die Galerie Ruttkowski;68 und „Ridiculous Drama“ von Stefan Marx – Kunst 02/20
Auf dem Silbertablett
Überlegungen zu einem Fotomuseum in Köln-Ehrenfeld – Kulturporträt 12/19
Vom Wesen der Dinge
„Sommer“ im Düsseldorfer KIT – Kunstwandel 09/19
Zweierlei Romantik
Caspar David Friedrich im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 12/20
Das aktuelle Museum
Monica Bonvicini in der Kunsthalle Bielefeld – Kunst in NRW 11/20
Die Wirklichkeit virtuell
Simon Denny in K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/20
Vor den Toren von Kalkar
„Arnt der Bilderschneider“ in Köln – Kunst in NRW 09/20
Licht und Schatten in New York
Berenice Abbott in der Photographischen Sammlung in Köln – Kunst in NRW 08/20
Sieben Jahre
Picasso in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf – Kunst in NRW 07/20
Helden des Surrealismus
Salvador Dalí und Hans Arp im Museum Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 06/20
Ruhe im Sturm
Jonas Burgert im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 05/20
Sehen und Zeigen
„Subjekt und Objekt“ in der Kunsthalle Düsseldorf – Kunst in NRW 05/20
Hinter Masken
Michael Sandle in Wuppertal – Kunst in NRW 03/20
Fremde Räume
Simon Schuberts „Schattenreich“ in Leverkusen – Kunst in NRW 02/20
Helden der Malerei
Oehlen und Dunham in Düsseldorf – Kunst in NRW 01/20
Maler unterwegs
„Jetzt!“ im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 12/19
Bilder als Widerstand
Malerei in der DDR in Düsseldorf – Kunst in NRW 11/19
Licht und Feuer
Otto Piene in Remagen – Kunst in NRW 10/19
Menschen und Farbe
Martin Parr in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/19
Aus der Heimat in die Welt
Ai Weiwei in Düsseldorf – Kunst in NRW 08/19
Fenster in die Welt
Anna Oppermann in Bielefeld – Kunst in NRW 07/19