Die violette Faust wird in einer flüssigen Bewegung zu einem Hund. Noch bevor man ihn ganz erfasst hat, mutiert er zu einem fremdartigen Wesen, das sogleich eine Verwandlung zurück zur Hand vollzieht. Dann beginnt die Sequenz wieder von vorne – eine skurrile Metamorphose in Endlosschleife. Diese pausenlose Wiederholung ist typisch für ein Graphics Interchange Format, besser bekannt als GIF. „Tumbs Up Around The Clock" ist ein solches GIF. Kreiert wurde es von der Ungarin Julia Farkas, die zwei ihrer Werke im Schaufenster der Boutique Fraukayser ausstellt.
Farkas ist eine von 13 internationalen (Medien-)Künstlern, die aktuell das Belgische Viertel mit noch mehr Leben füllen, als es ohnehin schon zu bieten hat. Der Urban GIF Parcour ist ein Sonderformat des Film Festival Cologne und findet dieses Jahr zum ersten Mal statt. Zu sehen gibt es rund 60 GIFs in 30 verschiedenen Läden, von schicken Modeboutiquen über Cafés bis hin zur alt eingesessenen Bäckerei.
Integriert in die gefüllten Schaufenster manch kleiner Geschäfte fallen die Bildschirme, auf denen die Bewegtbilder in Richtung Gehweg abgespielt werden, tagsüber nicht überall sofort ins Auge – umso mehr macht ihr Leuchten aber in der Dunkelheit auf sie aufmerksam. Eine Woche lang laufen sie rund um die Uhr und laden zu Open Air-Erkundungstouren durch die Straßen rund um den Brüsseler Platz ein.
Dabei kann man Neues entdecken, stößt als aktiver Nutzer der Sozialen Medien aber hin und wieder auch auf Schöpfungen, die im Internet bereits gefeiert wurden, denn GIFs sind inzwischen ein fester Bestandteil vieler Plattformen und Messenger. Ein junges Netzphänomen sind sie jedoch nicht: Das Format wurde bereits Ende der Achtziger eingeführt. Es speichert Bilder auf eine Weise, die es ermöglicht, sie hintereinander abzuspielen, so dass der Eindruck einer kurzen Filmsequenz entsteht.
In den sogenannten Mainstream gelangten GIFs erst ab circa 2010, doch heute sind die Meisten sich einig: Die animierten Bilder unterhalten und machen Spaß. Dass das neben privaten Usern auch Unternehmen, Werbungtreibende und nicht zuletzt Künstler anspricht, ist keine Überraschung. Das von Kulturmanagerin Christine Bernau kuratierte Projekt zeigt neben Farkas' Kreationen zum Beispiel auch Werke von Faith Holland, Haydiroket und Parallel Studio. So variabel wie ihre Gestalter ist auch der Inhalt der GIFs – noch bis Donnerstag gibt der Parcour einen kleinen Eindruck von ihrer schier endlosen Bandbreite.
Urban GIF Parcour | 20. – 28.10. | div. Orte, Belgisches Viertel | www.filmfestival.cologne
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Zwei Dänen in Köln
Artist Talks mit Mads Mikkelsen und Thomas Vinterberg im Filmpalast – Foyer 10/20
Großes Kino aus Köln
„Vatersland“ und „Kids Run“ beim Film Festival Cologne – Festival 10/20
Nicht abgehoben, sondern down to earth
„Proxima“ bei der Eröffnung des Film Festival Cologne – Foyer 10/20
Starke Filme
Auszeichnungen beim Film Festival Cologne – Festival 10/18
Schlagabtausch am Abend
Premiere „Der Vorname“ beim Film Festival Cologne – Foyer 10/18
Große Namen in der Domstadt
Werkstattgespräche im Filmforum – Foyer 10/17
Einfach machen, zur Not mit dem Handy!
FFC-Ende mit Preisverleihung und Werkstattgesprächen – Foyer 10/16
Respekt vor der Geschichte
„White Material“ in der Filmpalette – Foyer 10/16
Aus Liebeskummer ein Film über die Liebe
Debütfilm „Beat Beat Heart“ feiert NRW-Premiere – Foyer 10/16
Einblick in eine verlorene Generation
Mit „Nocturama“ startete das Film Festival Cologne – Foyer 10/16
Neuer Name, neuer Anspruch
CoCo wird FiFeCo – Festival 10/16
Berührungsängste verboten
„Memory is not only past“ in der ADKDW – Kunst 04/24
Zauber der Großstadt
Nevin Aladağ im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 04/24
Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24
Makroproteste in der Mikrowelt
Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24
Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24
Aufscheinende Traditionen
Helena Parada Kim im Museum für Ostasiatische Kunst – kunst & gut 02/24
Expansion in die Löwengasse
Kunstraum Grevy eröffnet Pop-Up-Store „Grevy Satellite“ – Kunst 02/24
Faszination für krumme Linien
Julja Schneider im Maternushaus – Kunstwandel 02/24
Ohne Filter
„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24
Malen mit der Farbe
Rolf Rose im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 01/24
Augenöffner im Autohaus
„The Mystery of Banksy“ in Köln – Kunstwandel 12/23
Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23
Ereignisreiche Orte
Simone Nieweg in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung im Mediapark – kunst & gut 11/23
Woyzeck im Karneval
„kah.na.v‘aw“ in der Akademie der Künste der Welt – Kunstwandel 11/23