Vom 10. bis zum 13. Juli ist im PACT das Stück „Uncanny Valley“ von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und dem Schriftsteller Thomas Melle zu sehen. Das Stück wurde von beiden gemeinsam entwickelt und im letzten Jahr in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.
Melle ist als Roman- und Bühnenautor tätig, das Buch „Die Welt im Rücken”, in dem er seine bipolare Störung thematisiert, gelangte 2016 auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis. In dem mit Kaegi entwickelten Stück, sehen wir einen humanoiden Roboter, der aussieht wie Thomas Melle und der reflektiert auf der Bühne über Repräsentation und Identität.
Je menschenähnlicher Roboter werden, desto größer wird unsere Ablehnung, die Akzeptanzlücke wird als „uncanny valley” bezeichnet. Trotzdem werden im alltäglichen Leben immer mehr Bereiche erschlossen, in denen menschenähnliche Roboter zum Einsatz kommen sollen, zum Beispiel in der Altenpflege. Wir können uns Maschinen verbunden fühlen. Was macht den Menschen menschlich und den Roboter unmenschlich? Von den Nachteilen, die Menschen mit sich bringen, berichtet der Melle-Roboter im Stück: Sie ermüden, sind unberechenbar, werden nervös.
Nach der Münchener Premiere im letzten Jahr wurde das Stück sehr unterschiedlich besprochen. Auf der einen Seite fällt die Nähe und das Mitgefühl für den Humanoid auf, dessen Entstehung im Stück auf Leinwand mitverfolgt werden kann, auf der anderen Seite wird behauptet das Theater laufe mal wieder der Zeit hinterher. Ist es wichtig, Menschen auf der Bühne zu sehen? Wirkliche Körper, echten Schweiß, wirkliche Nervosität oder ein echtes Versagen? Woher wissen wir, wer da durch den Humanoiden zu uns spricht? Wie entscheiden wir, ob wir der Narration unser Vertrauen schenken? Obwohl die fortschreitende Technisierung in vielen Lebensbereichen heilsversprechend wirkt, jagt sie uns woanders einen Schauer über den Rücken. Das Experiment lädt zur Auseinandersetzung mit den Themen ein und warum sollten die Bühnen nicht auch offen sein für technische Körper? Wer weiß, welche neuen Anteile der menschlichen darstellenden Kunst so hinzugefügt werden können, oder was an ihr unterstrichen werden kann.
„Uncanny Valley“ | R: Stefan Kaegi | 10., 11., 12., 13.7. je 21 Uhr, 11. & 12.7. je 19 Uhr | PACT Zollverein Essen | 0201 289 47 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Lieber heute statt morgen
Performance-Festival tanz.tausch findet digital statt – Festival 01/21
Begegnung mit dem Anderen
Das El Cuco Projekt zeigt das lauernde Tier in uns – Tanz in NRW 12/20
„Ich steh nicht auf Stillstand“
Choreografin SE Struck von SEE! über die Arbeit während Corona – Interview 12/20
Tanz in zehn Dimensionen
Live-Übertragung des Ballet of Difference am Schauspiel Köln – Tanz 12/20
„Nicht aufhören, großes Theater zu machen“
Choreografin Stephanie Thiersch über Tanz während Corona – Interview 10/20
Akrobatik im Alltag
Start von Urbäng rund ums Orangerie Theater – Festival 10/20
Was hält uns zusammen?
Das Festival Urbäng! betrachtet Familie, Männlichkeit und Kapitalismus – Tanz am Rhein 10/20
Die vitale Versehrte
„Fractura“ erzählt von den Brüchen im Leben einer Tänzerin – Tanz am Rhein 08/20
„Als echter Künstler sollte man weinen können“
Aalto-Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh über die „Drei Schwestern“ – Tanz an der Ruhr 04/20
Das Sofa als Erkenntnisinstrument
Tanzfestival Into the Fields verwandelt Bonn in ein Bewegungslabor – Tanz am Rhein 04/20
Postkoloniale Geister
„Ist das ein Mensch?“ von kainkollektiv im Ringlokschuppen Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/20
Die Schule tanzend aus den Angeln heben
Silke Z produziert neue Choreografie in deutschen Schulen – Tanz am Rhein 03/20
Amerikanerin am Rhein
Emily Welther meistert auch schwierige Themen des Tanzes – Tanz am Rhein 02/20
Therapie des Hörsinns
„The Listeners“ von Alma Söderberg/Cullberg im Pact Zollverein – Tanz an der Ruhr 02/20
Luftig ins Jubiläumsjahr
„L’après-midi d’un foehn“ auf Zollverein – Tanz an der Ruhr 01/20
Dem Unberechenbaren die Türe öffnen
Barbara Fuchs‘ erfrischender Umgang mit dem Familiengebilde – Tanz am Rhein 01/20
Gott tanzt
Das Festival tanz.tausch in Köln – Tanz am Rhein 12/19
Das erregende Moment der Bewegung
Festival Tanzrauschen in Wuppertal – Tanz in NRW 11/19
Nicht reden, sondern machen!
Festival „Urbäng!“ bietet starkes Programm – Tanz am Rhein 10/19
Verausgabung als Ereignis
Die Ruhrtriennale geht beim Tanz bis zum Äußersten – Tanz in NRW 09/19
Kalte Leidenschaft in der Oper Köln
Sasha Waltz blickt illusionslos auf die Menschheit - Tanz am Rhein 08/19
Bitter und schön zugleich
Die Batsheva Dance Company aus Tel Aviv zu Gast in Köln – Tanz am Rhein 07/19
Beats und Rhymes
Das vierte International Summer Battle – Tanz an der Ruhr 06/19
Auge und Ohr profitieren
Philip Mancarella schreibt die etwas andere Musik für den Tanz – Tanz am Rhein 06/19