Wenn die WDR Big Band und das Funkhausorchester im philharmonischen Rund zusammenrücken, dann öffnet sich meist das Jazzorchester stilistisch in populäre Gefilde und die Alleskönner aus dem Funkhaus bilden live gespielte Soundstaffage. Wenn aber Vince Mendoza, seit bald zwanzig Jahren Chefdirigent des niederländischen Metropole Orkest (einem einzigartigen Hybrid in der Orchesterlandschaft aus Big Band und Streichorchester) als musikalischer Chef einberufen wird, dann kann diese Melange sehr gut gelingen: Mendoza verantwortete den zweiten Grammy der WDR Big Band, arrangierte für Robbie Williams und schrieb die Orchestermusik für Lars von Triers „Dancer in the Dark“.
Diesmal schwebt ein legendärer Name aus der Soul- und Funkgeschichte über dem aktuellen Programm: Curtis Mayfields Hits bestimmen die Reise in die Siebziger des letzten Jahrhunderts, als ein Chart-Song auch mal mit einer Minute Intro ohne Gesang begann, dadurch eine knisternde Atmosphäre erzeugte und mit seinen magischen Bassriffs jeden Knochen im Körper bewegte. Mayfield sang gern mit einer fistelnden Kopfstimme (Falsett), begleitet von einer souligen weiblichen Farbe als Backing.
Um die Uhr annähernd authentisch zurückzudrehen, wurde wie gewohnt prominentes Fachpersonal zu den Klangkörpern garniert. Ganz prominent raschelte in alten Tagen stets ein Perkussionist (jetzt Stammtrommler Rhani Krija) an den Fellen und Zimbeln aus aller Welt, eingenordet von den knackigen Drums von Jason „JT“ Thomas. Dazu pumpt der Bass von Will Lee den markigen Bassgroove, Mike Scott setzt Akzente mit der Gitarre.
Womit die beiden Vokal-Protagonisten in den Vordergrund treten: Bilal, Jahrgang 1979, hat sich konsequent aus kleinen Clubs und als Backgroundsänger in die erste Reihe vorgearbeitet, 2016 erhielt er einen ersten Grammy. Er arbeitete bereits mit Stars wie Guru, Jay-Z, Max Herre oder Beyoncé, beim Konzert zum Tod von Superstar Prince trat er auch auf.
Den weiblichen Part übernimmt die außergewöhnliche Ledisi, auch nur mit einem Namen geschmückt, aber bereits zweimal für einen Grammy nominiert. Sie sang auf dem letzten Album von Prince, spielt also auch ganz vorn mit. Die Amerikanerin besitzt so viel Witz und Temperament und Stimme – hoffentlich darf sie auch in Köln mal einfach explodieren.
Tribute To Curtis Mayfield | Sa 30.9. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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