Mit Paramount Pictures beenden wir die Reihe der sechs großen amerikanischen Filmstudios, die in Deutschland unter eigenem Namen Filme verleihen. Der schneebedeckte Berg mit dem Sternenkranz im runden Logo gehört zum ikonographischen Gedächtnis der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Wie Universal feiert auch Paramount in diesen Wochen seinen 100. Geburtstag. 1912 von Adolph Zukor gegründet, aber erst 1914 so benannt, steht das Studio für eine lange Reihe erfolgreicher Produktionen. Bis Mitte der 30er Jahre erlebt Paramount seine erste große Blüte, musste aber in Zeiten der Depression auch Bankrott anmelden. Nach der Neuorganisation Mitte der 30er Jahre folgten produktive Jahre mit Filmen u.a. von Billy Wilder, Ernst Lubitsch und einem großen Staraufgebot wie Cary Cooper, Marlene Dietrich, James Steward, Audrey Hepburn, Gregory Peck und vielen mehr. 1966 wurde das Studio von dem Mischkonzern Gulf & Western übernommen und benannte sich 1989 in Paramount Communications um. Unter deren Ägide wurden weitere Meilensteine des Films geschaffen, wie Polanskis Rosemaries Baby und Chinatown, Coppolas Der Pate-Trilogie oder Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod. Mit Übernahme der die Fernsehserie Star Trek produzierenden Desilu-Studios schickte die Paramount Captain Kirk auch im Spielfilm ins All. Die guten Erfahrungen mit den Sequels zu Der Pateund Star Trek führten immer wieder dazu, dass aus einem erfolgreichen Film sogenannte Franchises mit zahlreichen Folgeepisoden wurden. Beispiel hierfür sind Beverly Hills Cop, Freitag der 13., Indiana Jones, Mission: Impossible, aber auch Zeichentrickfilme wie Kung Fu Panda oder Madagascar.
Der Topseller in Deutschland in den letzten 40 Jahren war allerdings die Einzelepisode um Forrest Gump. Während Paramount in Amerika die Auswertung von Titanic vornahm, mussten sie dieses Geschäft in Deutschland der Fox überlassen. 1994 wurde das Studio schließlich von Viacom, einem amerikanischen Medienkonzern, zu dem MTV oder der Spielehersteller Sega gehören, übernommen. Hier wiederum ist das Unternehmen National Amusement Mehrheitseigentümer, dessen charismatischer Geschäftsführer Sumner Redstone auch Einfluss auf das Studio hat. Erst seit 2009 ist Paramount mit einem eigenen Verleih in Deutschland aktiv. Zuvor wurden die Filme von Universal und Paramount von der United Picture International (UPI) ausgewertet.
Am 1. Januar 2006 erfolgte die Aufteilung des Mutterkonzerns Viacom in zwei getrennte Unternehmen, Paramount Pictures gehört seither zur „neuen“ Viacom, der Fernsehzweig Paramount Television ging zur CBS Corporation. Der seit vier Jahren in Deutschland eigenständige Verleih engagiert sich auch bei deutschen Produktionen, zuletzt bei dem prämierten Endzeit-Thriller Hell und der Verfilmung des Bestsellers Russendisko. Beide Filme konnten allerdings auf dem deutschen Markt nur mäßige Besucherzahlen erzielen, weshalb hier künftig etwas vorsichtiger agiert werden dürfte. Im Jubiläumsjahr muss Paramount allerdings auch zwei gewichtige Weggänge verkraften. Dreamworks Animation von Jeffrey Katzenberg, welches unter anderem für Shrek, Der gestiefelte Kater, Drachenzähmen leicht gemacht und Madagascar verantwortlich zeichnete, wird künftig bei der Fox eine neue Heimat finden. Und auch das Marvel-Studio wurde an Disney verkauft, so dass – wenn man es positiv ausdrücken will – wieder genügend Luft für neue Talente und Produktionen geschaffen wurde.
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