„Bombshell – Das Ende des Schweigens“ (Cinenova, Odeon, Rex am Ring, OmU im Metropolis und OFF Broadway) ist der erste Hollywood-Film über #MeToo - auch wenn sich die Ereignisse lange davor abgespielt haben. Erzählt wird das System des US-amerikanischen Fernsehproduzenten Roger Ailes, der bei dem von ihm gegründeten Sender Fox News über Jahre eine Klima aus Misogynie und Missbrauch geschaffen hat. Bereits im vergangenen Jahr ist dazu die Serie „The Loudest Voice“ erschienen. Was den Film im Vergleich auszeichnet, ist, dass er die Frauen selber zu Wort kommen lässt. Gerade mit Charlize Theron als Moderatorin Megyn Kelly hat er die bestmögliche Besetzung dafür gefunden. Was der Film allerdings verpasst, ist der Blick auf die strukturelle Ebene. Hier ist Roger Ailes ein Einzelfall und nachdem er weg ist, können die Frauen im Sender endlich Hose tragen. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Fernanda Bianchinis Ballettschule in São Paulo integriert als weltweit einzige Tanzstätte Menschen mit Sehbehinderung. Im Mittelpunkt von Alexandre Peraltas Doku „Looking at the Stars“ (Odeon) stehen Geyza, die seit 17 Jahren tanzt und inzwischen auch selbst ausbildet, und Thalia, eine junge Nachwuchstänzerin. In beiden Tänzerinnen spiegeln sich wunderbar Selbstbewusstsein, Glück, Vertrauen und Erfüllung, die sie in diesem inklusiven Kosmos erfahren und erleben. Ein Kosmos, auch das zeigt die Doku, dessen Vorzüge im Lebensalltag oft verschlossen bleiben. Doch der Film wird trotz mancher Träne nie sentimental, sondern begleitet musikalisch zärtlich unterlegt seine Protagonistinnen, die ohne Fixpunkt Pirouetten drehen, ihre Ängste ablegen und vielleicht nie Unabhängigkeit, hier aber tiefe Erfüllung finden.
Cristi (Vlad Ivanov) ist ein rumänischer Polizist, korrupt und damit erpressbar. Er muss also auf die Kanareninsel „La Gomera“ (Filmpalette) reisen, um dort einen Mann aus dem Gefängnis zu holen und dessen verstecktes Geld (30 Millionen!) zu erbeuten. Damit das unauffällig vor sich geht, muss er dort die Pfeifsprache El Silbo lernen und damit über Berg und Tal hinweg Absprachen pfeifen. Und als ob das nicht diffizil genug wäre, erweisen sich alle Beteiligten als unberechenbar. Zudem hätte Cristi gerne die Geliebte des Gauners für sich, eine wahre Femme fatale. Porumboiu zitiert gekonnt und genüsslich klassische Rollenmuster von Böse und weniger Böse, Frauen und Männern, Gesetz und Verbrechen. Eine Story, etwa so unübersichtlich wie in Filmen der schwarzen Serie, hervorragend gedreht und sehr unterhaltsam.
Außerdem neu in den Kinos: Johannes Holzhausens Doku „The Royal Train“ (Filmpalette), Abel Ferreras Künstlerdrama „Tommaso und der Tanz der Geister“ (Turistarama), Simo Verhoevens Chaos-Liebeskomödie „Nightlife“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI) und Jeff Fowlers Animation-Live-Action-Mix „Sonic the Hedgehog“ (Cinedom, Cineplex, Metropolis, Rex am Ring, UCI).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
Nicht mehr wegzudenken
Das Wuppertaler Jazzmeeting 2025 – Musik 10/25
Eine Rose am Revers
Jerry Leger im 674FM Konzertraum – Musik 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der talentierte Herr Kafka
Die Filmstarts der Woche
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
Kindheitserinnerungen
„Geheimnis“ von Monika Helfer und Linus Baumschlager – Vorlesung 10/25
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
Offene Erwartungen
Das „Rheingold“ an der Oper Köln – Oper in NRW 10/25
Angenehm falsch
„Wiener Blut“ am Essener Aalto-Theater – Oper in NRW 10/25
Schritt für Schritt zum Schnitt
25. Edimotion-Festival für Filmschnitt und Montagekunst in Köln – Festival 10/25
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
Das Konzept der Fotografie
Bernd und Hilla Becher in der Photographischen Sammlung – kunst & gut 10/25
Im Rausch der unerhörten Klänge
Beyond Dragons im Stadtgarten – Musik 10/25
Gemalte lebendige Natur
„B{l}ooming“ im Wallraf-Richartz-Museum – Kunst in NRW 10/25
Kunstwerk Demokratie
„We … Together“ im NS Dokumentationszentrum – Kunst 10/25
Kultur am Kipppunkt
Teil 1: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Muttärr! Oder: Dschungelbuch in Ulm
„Man kann auch in die Höhe fallen“ am Theater Der Keller – Auftritt 10/25
Appell an die Menschlichkeit
Navid Kermanis Lesung im MAKK – Lesung 10/25
Was hat Kultur denn gebracht?
Eine Erinnerung an Nebensächliches – Glosse
Jede Menge bunter Abende
Wilder Programmmix in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 10/25
Jenseits üblicher Klänge
Das Multiphonics Festival 2025 in Köln und Wuppertal – Improvisierte Musik in NRW 10/25
„Mich hat die Kunst gerettet“
Teil 1: Interview – Der Direktor des Kölner Museum Ludwig über die gesellschaftliche Rolle von Museen
Die Kunstinitiative OFF-Biennale
Wer hat Angst vor Kunst? – Europa-Vorbild: Ungarn