F.W. Murnaus NOSFERATU ist ohne Frage einer der erfolgreichsten Filme der deutschen Stummfilmära. Neben weiteren Filmen und 3 Oscars für ersten amerikanischen Film Sunrise ist Murnau weiterhin Namensgeber für eine in Wiesbaden angesiedelte Stiftung, die das deutsche Filmerbe bis 1945 wahrt, archiviert und für Filmvorstellungen zur Verfügung stellt. Auch von Murnau ist vieles verschollen, von weniger bekannten Filmkünstlern und Regisseuren sind teilweise nur noch einzelne Szenen erhalten.
Zwar ist Aufbewahrung, Pflege und Zurverfügungstellung des Filmerbes als notwendige Aufgabe erkannt worden, gleichwohl ist es um die Sicherung dieser historisch wie künstlerisch wichtigen Werke in vielen Ländern, besonders auch in Deutschland, schlecht bestellt. Mit der Aufhebung der von den Nazis erlassenen Pflichtabgabe oblag es den Produzenten nach dem Krieg selbst, ob sie ihre Filme aufbewahrten oder nicht. Falls sie dies taten, geschah es auch nicht immer unter den richtigen Bedingungen, so dass selbst bei gutem Willen viele Filme schlicht verschimmelten, mit zunehmendem Alter sinkt die Verfügbarkeitsquote.
Diesen Befund erkennend reagiert nun auch die Politik, indem sie das Bundesarchivgesetz novelliert und die erst seit 2004 bestehende Abgabepflicht für geförderte Filme nunmehr auf alle Filme ausdehnen will. Damit kommt sie einer EU-Konvention nach, die am 27. Oktober, dem UNESCO-Tag des audiovisuellen Erbes, auch öffentlichkeitswirksam Rechnung trägt. Doch was so sinnvoll und einleuchtend klingt, ist in der Praxis eine wahre Sisyphus- Arbeit. Die westdeutsche und DEFA-Filmerbe beherbergenden Archive in Koblenz und Berlin lagern in ihren Bunkern derzeit rd. 146.000 Filme aller Genres. Immerhin ist dies etwa 3/4 aller seit 1895 produzierten Filme. Um sämtliche neuen Filme in die Archive aufzunehmen, sind jährlich rd. 2 Mio. bereitzuhalten. Denn ca. 2.000 Filme aller Genres und auch jeden Alters kommen jährlich neu ins Archiv, und sie werden natürlich nicht nur in die Regale gelegt, sondern es werden Archivnegative und -positive sowie weitere Kopien zum Ausleihen angefertigt. Bei älteren Filmen ist die Umkopierung von den leicht brennbaren Nitrofilmen auf Polyesterfilm und eine umfangreiche Restaurierung erforderlich. Der deutsche Kinemathekenverbund stellt heute quasi die Arche Noah der Filmarchivierung dar, da sie sich bemüht, alles zu erfassen. Neben dem seit 1955 aktiven Bundesarchiv in Koblenz und Berlin sind dies das Deutsche Filminstitut (seit 1949 in Wiesbaden) sowie die 1963 gegründete Stiftung der Deutschen Kinemathek in Berlin. Auch die Filmmusen in München, Frankfurt, Potsdam und Düsseldorf bemühen sich um die Pflege und Vermittlung des deutschen Films. Bereits erwähnte Murnau- sowie die DEFA-Stiftung und die beauftragten Auswerter Transitfilm und Progressfilm sind ebenfalls entscheidend an der Pflege des deutschen Filmerbes beteiligt. Doch trotz dieser Bemühungen gibt es derzeit noch keine zentrale Erfassung, die Auskunft über Lagerort, Rechtstatus, Format und Zustand der Kopien ergibt.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Alles auf Anfang
Lebensfragen aus weiblicher Perspektive – Vorspann 01/26
„Es ist niemals Pause“
Katharina Pethke über ihre Filme zur Arbeitswelt – Portrait 12/25
„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
„Beweise sichern für das, was afghanische Frauen durchmachen“
Sahra Mani über ihren Film „Bread & Roses: A Fight for Women's Rights“ - Portrait 12/25
Langfilmdebüt einer Schauspielerin
„Paternal Leave – Drei Tage Meer“ im Filmhaus – Foyer 12/25
Heldenspektakel
Männerrollen auf Leinwand – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25