Zwischen den Jahren – wie man so schön sagt – ist Jahresabrechnung angesagt! Inventur, Kassensturz – wie auch immer. Die Branche musste im Vergleich zum Rekordjahr 2009 wieder einen Rückgang der Einnahmen hinnehmen. Unter anderem die Fußball-WM hatte ihren Anteil daran. Die Einbußen halten sich im Vergleich zum Rückgang des Kartenverkaufs aber noch in Grenzen. Die höheren Preise für 3D-Filme konnten die Verluste zumindest in der Gesamtsicht kompensieren.
Vor allem einen Rückblick auf die kreativen Leistungen gönnen wir uns an dieser Stelle gerne: Gut gestartet ist das Jahr mit einem bitterbösen Film der Coen-Brüder, „A Serious Man“. Es folgten weitere bemerkenswerte Dramen – z. B. der zum Verwechseln ähnlich betitelte „A Single Man“ des Designers Tom Ford. Für begeisternde Verwirrung sorgte „Enter through the Gift Shop“, ein weiterer Streich des illegal agierenden Street Art-Künstlers Banksy. Richtige Gangster kamen in 2010 auch reichlich auf die Leinwand: In „Ein Prophet“, „Carlos“ und „Der Räuber“ wurden ihre unterschiedlichsten Beweggründe erforscht. Sogar animierte Gauner hatten Konjunktur: Mit „Ich – einfach unverbesserlich“ und „Megamind“ konkurrierten zwei Superschurken in 3D um die Wette. Zwei Animationsfilme sträubten sich erfolgreich gegen die neue Technik: Wes Andersons „Der fantastische Mr. Fox“ und „Mary & Max“ von Adam Elliot. Beides waren traditionelle Puppenfilme, die sich mit ihren verwegenen Stories vor allem an Erwachsene richteten. 3D war trotzdem das Technik-Thema des Jahres. Auch in Köln, wo im Herbst die ersten Kinosäle jenseits des Cinedom mit 3D-Technik ausgestattet wurden. Nicht in 3D, aber mit ähnlicher Raumwirkung stellte Christopher Nolans „Inception“ zumindest künstlerisch (Platz vier nach Zuschauerzahlen) alle anderen Blockbuster in den Schatten und konnte mit seinem Gedankenspiel Kritik wie Publikum gleichermaßen überzeugen. Deutsche Filme gab es auch wieder jede Menge, allein ihr Erfolg beim Publikum war leicht rückläufig. Die kleine Produktion „Die Fremde“ von Feo Aladag um einen sogenannten Ehrenmord in Berlin mit Sibel Kekili wurde zum deutschen Oscar-Beitrag gekürt.
Es gäbe noch unzählige Highlights, die man erwähnen müsste, aber man verliert leicht den Überblick. Kein Wunder, im letzten Jahr sind in Köln rund 400 neue Kinofilme angelaufen. Und das, obwohl es im Frühling hieß: wieder ein Kino weniger! Mit der Schließung des Filmpalast am Ring gingen den Kölnern gleich 13 Säle verloren. Das hat zwar üble Auswirkungen bis hin zu städteplanerischen Dimensionen, betrifft aber nur indirekt den Arthouse-Bereich. Dort wird sich indes zu Jahresbeginn für die Kinofans was tun. Gleich fünf Kinos führen das einzig bundesweit gültige Rabattsystem der AG-Kino ein. Den Gilde-Pass kann man für 6 Euro erwerben – er gilt ein Jahr. Dafür erhält man in jedem teilnehmenden Kino – in Köln das Cinenova, die Filmpalette, das OFF Broadway, das Odeon und das Weisshaus – auf jeden Besuch 1 Euro Rabatt. Ab sechs Kinobesuchen im Jahr lohnt sich das also schon. Das ist doch ein guter und locker umsetzbarer Vorsatz für das neue Jahr.
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