1997, als sich noch kaum jemand für Komponistinnen einsetzte, gründeten die Musikjournalistin Gisela Gronemeyer und die Pianistin Deborah Richards das Komponistinnen-Festival Frau Musica Nova. Inzwischen ist es in Köln Tradition, wird vom Deutschlandfunk übertragen und kommentiert. 2013 übernahm die Komponistin Brigitta Muntendorf gemeinsam mit dem Ensemble Garage die Leitung, seit 2020 gibt es eine Doppelspitze mit ihr und der Dramaturgin Beate Schüler. Die Idee hinter dem Festival hat sich seit der Gründung nicht maßgeblich geändert: Der Fokus liegt auf der Musik von Frauen und zwar solchen, die in ihrer Musik transmedial, interkulturell und genrebefreit sind und mit ihr Grenzen ausloten.
Die diesjährige Festival-Ausgabe steht unter dem Motto „Fluid Realities“ und wird von dem jungen Freiburger Kollektiv Scope eröffnet. Mit „GL;TCH“, das so viel heißen soll wie „kleine Störung“ verbindet das Ensemble Klang mit Licht, Video und Performance. Hierbei sind Werke unter anderem von Nicole Lizée, Kelley Sheehan, Katarina Gryvul, Emilio Guim, Lucia Kilger und Clemens K. Thomas zu hören. Am nächsten Abend ist im Stadtgarten das Ensemble Garage zu hören: In Werken von Bára Gísladóttir und Laure M. Hiendl bewegt sich das Ensemble zwischen Kammermusik und Improvisation, Elektronik und Video. Dabei werden aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie beispielsweise die Realität queerer Menschen oder auch das Kommunikationsverhalten im Internet aufgegriffen.
Der zweite Konzertabend klingt aus mit dem „Eccentric Listening“ von AMET. Die aus Kamerun stammende Künstlerin ist in einer digitalen Audioshow zu erleben. In ihrer Arbeit setzt sie sich künstlerisch mit den Fragen nach Race, kulturellem Background und Gender auseinander. Neben ihr erhalten auch die beiden Künstlerinnen Nicole L’Huillier und Julia Robert die Möglichkeit, beim digitalen und moderierten Format „Eccentric Listening“ in 30 Minuten exzentrische, verwegene und gewagte Musik zu präsentieren. Besonders spannend wird dies durch den unterschiedlichen Background der Künstlerinnen: So arbeitet L’Huillier an der Schnittstelle zwischen Musik, Kunst, Architektur, Wissenschaft und Technologie. Dabei wird sie auch beeinflusst von ihrer Zeit am MIT in Boston. Was man von Robert und ihrem „Eccentric Listening“ erwarten kann, bleibt eine Überraschung: Sie arbeitet mit verschiedenen Besetzungen und ihre Musik ist geprägt von ständiger Transformation. Als roter Faden zieht sich durch, dass sie neue Möglichkeiten des Zuhörens anbieten will.
Frau Musica Nova | 20.-27.11. | Stadtgarten | www.fmn-space.de
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