Tuyas Hochzeit
China 2006, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Quan'an Wang
Darsteller: Nan Yu, Bater, Baolier, Zhaya
Tuyas Mann ist nach einem Arbeitsunfall gehbehindert, was das Leben seiner Familie in der inneren Mongolei nicht einfacher macht. Tuya entschließt sich für eine Scheidung, verlangt von ihrem neuen Ehemann allerdings, dass er sich auch um Bater, ihren ersten Mann, kümmert.
Wer die überaus erfolgreichen deutschen Co-Produktionen "Die Geschichte vom weinenden Kamel" oder "Die Höhle des gelben Hundes" gesehen hat, weiß schon eine ganze Menge über das entbehrungsreiche und gefährliche Leben von Nomaden in der Mongolei. Wang Quan'an fügt in "Tuyas Hochzeit", der zwar ebenfalls mit Laiendarstellern gedreht wurde, aber sich viel eher fiktionaler Erzählweisen bedient, weitere Aspekte über das komplexe Feld von Heirat, Ehe und Familienleben hinzu. Obwohl Tuya ihren Mann nach wie vor achtet und liebt, ergibt sich aus dem rauen Lebensalltag die bittere Notwendigkeit, einen gesunden und kraftstrotzenden Mann zur Hand zu haben, der der jungen Frau beim Schafehüten, Kindererziehen und Brunnengraben behilflich sein kann. Denn in der Einöde der Mongolei ist vor allen Dingen Wasser Mangelware, was den täglichen Überlebenskampf nur noch zusätzlich verschärft. Deswegen ist Tuyas wichtigste Bedingung für ihren nächsten Ehemann, sich um alle kümmern zu können, was eben auch Ehemann Nr. 1 einschließt.Der europäische Zuschauer wird verdutzt sein über die Heiratskandidaten, die sich oftmals in "Teams" bei Tuya einfinden. Aber die chinesische Ein-Kind-Politik hat dazu geführt, dass ein eklatanter Männerüberschuss entstanden ist und derlei absurde Situationen tatsächlich der Realität entsprechen. Auch in den Szenen, die das chinesische Gesundheitssystem thematisieren, werden zwischen den Zeilen so manche unliebsame Wahrheiten ausgesprochen: Mögen die Kranken- und Pflegeeinrichtungen auch noch so modern wirken, so sind sie doch den Parteifunktionären und den neureichen Industriellen vorbehalten. "Tuyas Hochzeit" geizt nicht mit fantastischen Landschaftspanoramen aus der Mongolei, verlässt aber auch immer wieder diesen exotischen Schauplatz und gewährt den Zuschauern Einblicke in einen wesentlich zivilisierteren Teil des nördlichen Chinas. Die im Zentrum stehende junge Frau mit ihrer starken Persönlichkeit war der internationalen Jury der diesjährigen Berlinale Grund genug, den Film mit dem Hauptpreis des Festivals auszuzeichnen.
(Frank Brenner)
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