Rock the Kasbah
USA 2016, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Barry Levinson
Darsteller: Bill Murray, Kate Hudson, Zooey Deschanel, Bruce Willis
>> www.rockthekasbah.de/
Verschrobene Kriegskomödie
Schamlos
„Rock the Kasbah“ von Barry Levinson
„Afghan Star“ ist das afghanische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“. Zum einen treten in der 2005 gegründeten Castingshow verschiedene ethnische Volksgruppen zum friedlichen Wettkampf gegeneinander an – eine Begegnung, die für viele so zuvor kaum vorstellbar war. Zum anderen treten dort auch weibliche Talente auf. Dass Frauen im afghanischen Fernsehen singen und tanzen, wird von vielen begrüßt. Für überambitioniert Gläubige indes entspricht dies einer Provokation. Eine dieser Sängerinnen ist die Tadschikin Setara Hussainzada. Auch wenn sie heute ein Star ist, erhielt sie Morddrohungen und musste von zu Hause fliehen. Ihr ist dieser Film gewidmet.
Zuerst aber ist „Rock the Kasbah“ ein Bill-Murray-Film. Denn Drehbuchautor Mitch Glazer hatte sich vor sechs Jahren in den Kopf gesetzt, einen Film für den Star zu schreiben. Und das ist ihm voll und ganz gelungen. Murray spielt den abgehalfterten Rock-Tourmanager Richie Lanz aus Kalifornien, der drittklassigen Nachwuchstalenten mit falschen Versprechungen das Geld aus der Tasche zieht und abends seine letzte Kundin Ronnie (Zooey Deschanel) durch Karaoke-Spelunken peitscht. Ebendort trifft er auf einen Produzenten, der Richie die Verlockungen Afghanistans schmackhaft macht. Denn wo Krieg herrscht, da fließt Geld. Und die GIs wollen unterhalten werden. Also fliegen Richie und Ronnie in die krisengeschüttelte Region. Nachdem Ronnie schon bald die Flucht ergreift, schlägt sich Richie mit dem Söldner Bombay (Bruce Willis) und der Prostituierten Merci (Kate Hudson) durch die Provinz und entdeckt in einem Dorf die talentierte, junge Sängerin Salma. Als er versucht, sie in „Afghan Star“ unterzubringen, zeigt sich Salmas Vater wenig begeistert.
Es bleibt ein Geschmäckle: Die Komödie durchwandert so manches Klischee, findet nicht immer die richtige Nuance zwischen frechem Spaß und tragischer Realität, und sie ist mit der Attitüde des westlichen Befreiers durch und durch amerikanisch. Erst kürzlich gelang mit „A Perfect Day“ eine großartige Tragikomödie, die mutiger war in ihrem Zynismus und zugleich schmerzhafter den Alltag in einem kriegserschütterten Land spiegelte. „Rock the Kasbah“ indes reißt viele Themen an, von religiös motivierten Konflikten in Afghanistans Medienlandschaft bis hin zum einträglichen Geschäft mit dem Krieg. Während sich „Das Wetter in geschlossenen Räumen“ dieser Thematik noch ungleich dramatischer und vor allem fokussierter näherte, sucht Regisseur Barry Levinson („Good Morning, Vietnam“, „Rain Man“, „Wag the Dog“) den schelmischen Zugang mit spitzen Andeutungen, jedoch ohne Vertiefung. Stutzt man entsprechend die Erwartungshaltung, kann man sich hier hundert Minuten lang amüsieren. Und das mitunter köstlich. Wenn der eine oder andere Kommentar tatsächlich mal schrecklich böse einschlägt. Wenn Söldner Bombay die Autobiografie anstrebt. Vor allem aber, wenn Bill Murray so ziemlich jede Szene stemmt. Klar, er war und ist und bleibt ein Clown, daran ändert auch dieser Film nichts. Ihm dabei zuzusehen, macht indes nicht müde.
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