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Offenes Geheimnis

Offenes Geheimnis
Spanien, Frankreich, Italien 2018, Laufzeit: 132 Min., FSK 12
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Penélope Cruz, Javier Bardem, Ricardo Darín
>> www.offenesgeheimnis-derfilm.de/

Familiendrama

Untotschweigen
„Offenes Geheimnis“ von Asghar Farhadi

Zur Hochzeit ihrer jüngeren Schwester kehrt Laura (Penélope Cruz) nach langer Zeit zurück in ihre kleine Heimatstadt bei Madrid. Ihre jugendliche Tochter samt kleinem Bruder hat sie mit im Schlepptau, der Gatte bleibt terminlich verhindert zurück in Argentinien. Von den Eltern bis zu ihren Nichten: Das Wiedersehen in der Großfamilie ist herzlich. Auch Paco (Javier Bardem) begegnet Laura wieder, dem sie von früher verbunden ist. Der charmante Winzer betreibt mit seiner Frau Bea (Barbara Lennie) ein Weingut, das Land hatte er damals Lauras Vater abgekauft. Die ganze Gemeinde ist eingebunden in das bevorstehende Fest, doch in der Hochzeitsnacht verschwindet Lauras Tochter. Ein Ereignis, das in tragischer Folge Lügen, Geheimnisse und längst schwelende Konflikte zutage fördert.

Der vielfach ausgezeichnete iranische Regisseur Asghar Farhadi bleibt sich in vielerlei Hinsicht treu: Zum einen, wenn er von der Familie erzählt und vom Bleiben und Gehen, wie schon in „Nader und Simin“. Wenn er von Menschen erzählt, die ihre Vergangenheit mit sich herum schleppen, wie in „Le Passé – Das Vergangene“. Wenn er seine Protagonisten im Rahmen eines Whodunit-Krimis mit Lebenslügen konfrontiert und sie moralischen Konflikten aussetzt, wie in „The Salesman“. Wenn er unspektakulär und nah und berührend in das Leben der Menschen eintaucht, im Schmerz und in der Freude. Wenn er seine DarstellerInnen mitten durchs Leben dirigiert. Wenn er sich erneut als großer Erzähler beweist. Was dieses Drama von seinen bisherigen Filmen unterscheidet, ist formal die Abkehr von der Großstadt ins Dörfliche und die Besetzung der Hauptrollen mit Weltstars. Inhaltlich ist es die Loslösung des Plots von der iranischen Gesellschaft: Mit „Offenes Geheimnis“ schwimmt sich Farhadi frei für einen weiterhin scharfen, aber ungetrübteren Blick auf den Menschen: Die Konflikte dieser Spezies bleiben auch hier komplex und tragisch, nur sind sie politisch und religiös ungleich reduzierter motiviert. „Wenn Menschen, die in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind (…), Empathie für meine Figuren verspüren, dann habe ich mein Ziel erreicht“, sagt Farhadi im Interview.

Natürlich bleibt auch seine Geschichte der Kultur verbunden, in der sie gebettet ist. Hier ist es die südeuropäische Familia, die typisierte, traditionell unerschütterlich verbundene Großfamilie. Farhadi ernüchtert den Blick darauf mit der wachsenden Kluft, der er der Familie aussetzt. Von dem Entführungsfall, der mitunter wie ein Agatha-Christie-Krimi anmutet, sollte man sich dabei nicht zu sehr vereinnahmen lassen, sonst erscheint die Auflösung am Ende zu profan. Stattdessen darf man Farhadi dabei zusehen, wie er zärtlich und schmerzvoll die Menschen seziert. Sein Drama ist ein Lehrstück ohne Zeigefinger darüber, dass ein totgeschwiegener Konflikt das Gegenteil von tot ist. Ein Drama über Entscheidung und Konsequenz. Über episch genährten Groll. Und über ein Opfer. Ein Opfer, das alles rettet und alles zerstört zugleich. Und damit gelingt Asghar Farhadi etwas Seltenes: Ein Unhappy Happy End. Aufwühlend.

(Hartmut Ernst)

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