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Holy Lola
Frankreich 2004, Laufzeit: 128 Min.
Regie: Bertrand Tavernier
Darsteller: Jacques Gamblin, Isabelle Carré, Lara Guirao, Bruno Putzulu, Frédéric Pierrot, Maria Pitarresi, Jean-Yves Roan, Anne-Marie Philipe, Séverine Caneele, Gilles Gaston-Dreyfus, Neary Kol, Rithy Panh, Srey Pich Krang

Ein junges französisches Ehepaar auf der Suche nach einem Adoptivkind in Kambodscha. Formalitäten und fragwürdige Machenschaften lassen die Reise zu einem unwürdigen Ausflug in menschliche Abgründe werden. Die Fremde ist spürbar wie hitzige Luft, die ins Zimmer dringt, das Atmen schwer macht und den Kopf benebelt. Der heftige, unvermittelt einsetzende Monsunregen bringt keinerlei Abkühlung. Flirrende Straßen, vom heißen Tropendunst benommene Reisende. Pierre und Géraldine, die ihr Haus auf dem Lande in Frankreich mit einem festen Ziel verlassen haben, reisen nach Kambodscha. Sie sind keine Touristen. Sie sind auf der Suche nach einem Adoptivkind. Ein Hotel in Phnom-Penh. Hier sind viele, die das Land als Geheimtipp für Adoptionen aufsuchen und voller Hoffnungen durch die Waisenhäuser streifen. Vor allem Amerikaner und Kanadier, die hohe Prämien an Mittelsmänner zahlen, verwandeln diesen von Emotionen und Sehnsüchten vibrierenden Markt in einen unerbittlich grell-grausamen Basar. Die Behörden spielen das zermürbende Spiel mit und behindern ein schnelles Entscheiden mit undurchsichtigen Machenschaften. Wochenlang ist das Paar in der Hauptstadt und im Land unterwegs. Sie besuchen zahllose Kinderhorte, werden vertröstet, geraten in dubiose Geschäfte, legen sich mit einheimischen Beamten an, verzweifeln an der starren Haltung ihrer Landsleute in der Botschaft. Schließlich, nach vielen Enttäuschungen und am Ende ihrer physischen und psychischen Kräfte, finden sie "Holy Lola", das kleine, süße Mädchen, auf das in der französischen Provinz schon die eingerichtete Idylle wartet. Das Glück scheint perfektÖ Ganz nahe ist die Kamera bei dem jungen Paar. Die Darsteller spielen ihre Rollen mit einer Intensität, die an einen Dokumentarfilm glauben lässt. Die nervös diffuse Atmosphäre überträgt sich fast physisch auf den Zuschauer, lässt ihn das Gefühlsdilemma zwischen lethargischer Versunkenheit in fernöstlicher Exotik und hyperaktiver Verzweiflung so unmittelbar spüren wie die Hitze und die Hektik, die die beiden auf Schritt und Tritt begleiten. Selten sieht man im Kino reale und gefühlte Zeit, die Zeit der Gefühle und das Gefühl von Realität so dicht und souverän inszeniert wie hier von Altmeister Bertrand Tavernier ("Um Mitternacht", "Das Leben und nichts anderes"), einem der großen Regisseure des französischen Kinos.

(Heinz Holzapfel)

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