
Drive-Away Dolls
USA 2023, Laufzeit: 84 Min., FSK 16
Regie: Ethan Coen
Darsteller: Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan, Pedro Pascal
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Komödie mit feministischem Empowerment
Gib Gas, ich will Spaß
„Drive-Away Dolls“ von Ethan Coen
Hier geht es zur Sache: Zwei nackte Frauenbeine strecken sich in die Luft, dazwischen vergräbt sich ein weibliches Haupt in den Schoß. Ethan Coen lässt sein komödiantisches Road-Movie ganz explizit mit lesbischer Sexualität beginnen und markiert damit ein für ihn ganz und gar ungewöhnliches Queer-Thema. Der Rest des Films ist dann, obwohl Bruder Joel diesmal fehlt, gewohnt leichthändiger und echter Coen-Touch.
Die lesbischen Freundinnen Jamie (großartig burschikos: Margaret Qualley) und Marian (ganz schön spießig: Geraldine Viswanathan), die aber nicht miteinander liiert sind, sind das klassische komödiantische Gegensatzpaar. Sie brechen aus ihrem schrecklichen Leben (Chaos die eine, langweiliger Bürojob die andere) aus wie einst Thelma & Louise. Nur hatte man vor über dreißig Jahren noch nicht so viel Spaß, schon gar nicht als Frauen, die sich 1991 bei Ridley Scott noch ständig gegen übergriffige Männer zur Wehr setzen mussten. Auch „Drive-Away Dolls“ spielt in den Neunzigerjahre, enthält neben dem Coen-Touch auch Tarantino-Pulp. Nur kommen Männer bei Coen lediglich als lächerliche Randfiguren vor. Beziehungsweise als die zwei doofen Gangster Arliss und Flint, die einen ominösen Metallkoffer in den Kofferraum der beiden Frauen geschmuggelt haben – weil der Wagen verwechselt wurde, den die Broken Girls aus Geldnöten überführen, um überhaupt aus Philadelphia davon zu kommen.
Wer beim Koffer jetzt an Geld oder Drogen denkt: der hat nicht mit dem irrwitzigen Drehbuch von Tricia Cooke gerechnet, die als Filmeditorin schon bei etlichen Coen-Filmen (u.a. „O Brother, Where Art Thou?“) für absurde Komik gesorgt hatte. Der Metallkoffer der Gangster ist am Ende ein McGuffin, der vor allem dazu dient, die Abenteuer der Frauen auf Hochtouren zu bringen. Statt um den Gangster-Plot geht es nämlich den unternehmungsfreudigen Protagonistinnen viel mehr um die lesbischen Bars und Clubs auf ihrer Fahrt nach Tallahassee in Florida, wo die Frauen ihr Leben neu aufsetzen wollen. Bis dahin aber lässt Jamie nichts anbrennen und reißt einfach eine nach der anderen auf. Marian zieht sich dann lieber mit Henry-James-Lektüre in die Hotellobby zurück. Schließlich ist sie eine ernsthafte junge Frau, die Träume hat, während die andere gleich zum Realitätscheck übergeht.
Die Fahrt durch die Lesben-Subkultur durch ein anderes Amerika macht aus „Drive-Away Dolls“ – ursprünglich expliziter als „Henry James’ Drive-Away Dykes“ betitelt – tatsächlich eine kleine Sensation. Selten wurde im Arthouse-Kino Amerikas Lesben-Community porträtiert, allenfalls in Nischenfilmen mit dem Special Interest. Das erlaubt ungewöhnliche Protagonistinnen wie eine bullige Polizisten-Lesbe und eine Frauenfußballmannschaft, die die umtriebige Jamie im Umkleideraum mit Freizügigkeit empfängt. Auch Drehbuchautorin Tricia Cooke, Ehefrau von Ethan Coen, ist Lesbe. Beide wollen mit einer Lesben-B-Movie-Trilogie die Filmwelt weiter in Atem halten. Der nächste Teil ist schon in der Mache: „Honey Don’t!“ greift Jamies liebsten Anmach-Spruch auf. Wir freuen uns jetzt schon.
(Dunja Bialas)
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