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Die Geschichte vom weinenden Kamel
Deutschland 2003, Laufzeit: 91 Min., FSK 0
Regie: Luigi Falorni, Byambasuren Daava
Darsteller: Janchiv Ayurzama, Chimed Ohin, Amgaabazar Gonson, Zeveljamz Nyam, Ikhabayar Amgaabazar, Odgerel Ayisch

In einer Nomadensiedlung in der unwirtlichen Wüste Gobi kommt ein weißes Kamel zur Welt, dass von seiner Mutter aber verstoßen wird. Erst als ein Schamane mit seinem Geigenspiel das Herz der Mutter erweicht, ist das Kleine gerettet. Bildgewaltiges Filmmärchen aus der Mongolei Ursprünglich als einstündiges TV-Feature geplant, wurde der inzwischen auf 90 Minuten verlängerte Abschlussfilm der beiden Münchener Filmhochschul-Absolventen auf zahlreichen internationalen Festivals zum Publikums-Hit. Und die Mongolei nominierte mit dieser Produktion erstmals in ihrer Filmgeschichte einen Beitrag für den Oscar als "bester nichtenglischsprachiger Film". Und tatsächlich vermischen sich in diesem grandios bebilderten Wüsten-Märchen scheinbar die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion, so plastisch erleben wir die kleinen, alltäglichen Geschichten der Hirtennomaden mit, wie man sie besser und emotionaler nicht erfinden und gestalten könnte: Da wird das Nesthäkchen der Familie wie ein Hund in der Jurte angeleint , damit es sich nicht am offenen Feuer verbrennt. Und wenn seine beiden Geschwister neue Batterien für Opas Transistorradio einkaufen reiten, wird das zu einer wahren Odyssee in den nächsten Wüstenort. Als Zuschauer hat man schon bald das Gefühl, Gast in dieser fremden Welt zu sein , so vorurteilslos wird die "Kamera" in das tägliche Leben integriert. Wir erleben den Geburtsschmerz des Muttertiers hautnah mit, nicht als Voyeur, sondern eher als Geburtshelfer. Wir leiden mit dem verstoßenen Kalb, dessen Blick uns zu Tränen rührt und wir atmen erlöst auf, wenn es endlich die Milch seiner Mutter saugen darf und damit überleben kann. Mit dem kleinen Kamel wachsen uns auch die Wüsten-Bewohner ans Herz, nehmen wir nach 90 Minuten wehmütig Abschied, wie nach einem Urlaub, in dem uns Land und Leute vertraut geworden sind. Ein bisschen Wehmut klingt auch mit, sind wir doch (Kamera-)Zeuge einer vom Untergang bedrohten Kultur, die uns in ihrer inneren Ruhe und Harmonie so viel gefestigter erscheint als manch technisch so hochgerüstete Zivilisation. Denn die ist nicht fern, wie die TV-Sucht eines der Nomadenkinder, der nicht oft genug vor dem Fernsehgerät der Nachbarn sitzen kann, schon andeutet. So ist die Träne der Kamel-Mutter letztlich ein vieldeutiges Zeichen, eine Methaper, mit der die beiden Filmemacher bewusst spielen und die durch die stimmungsvolle Bildgestaltung von Luigi Falorni noch überhöht wird.

(Rolf-Ruediger Hamacher)

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