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Der Sommer, als ich fliegen lernte

Der Sommer, als ich fliegen lernte
Serbien, Kroatien, Bulgarien, Slowakei 2022, Laufzeit: 87 Min., FSK 12
Regie: Radivoje Andrić
Darsteller: Klara Hrvanović, Luka Bajto, Ema Kereta Rogic

Serbisch-kroatische Coming-of-Age-Komödie

Freier Fall
„Der Sommer, als ich fliegen lernte“ von Radivoje Andrić

Eine kribbelnde Aufbruchsstimmung durchzieht den Film: Sofia (Klara Hrvanović) steht an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend. In diesem aufregenden Sommer durchlebt sie alle Ups und Downs, die dazu gehören. Wenn die Kinder auf Fahrrädern die kroatische Landschaft durchqueren, in traumhaften Buchten planschen, ein großes (!) Eis essen oder an einem warmen Sommerabend durch romantische Gässchen schlendern, fühlt sich der Kinobesuch fast wie ein Kurzurlaub an. Zugleich werden ernste Themen wie Krieg, Krankheit und Tod auf sensible und rührende Weise verhandelt. Kreative Schnitte, humorvolle, an Teenie-Zeitschriften erinnernde Comic-Einzeichnungen (Herzen für den Schwarm) und Elemente des magischen Realismus mit phantasievollen Traumsequenzen voller sprechender Spinnen oder fliegender Menschen heben den Film – im wahrsten Sinne des Wortes – von anderen Coming-of-Age-Komödien ab.

Auch wenn Sofia zunächst absolut nicht begeistert davon ist, den Sommer statt mit ihren Freund:innen im Zeltlager dieses Mal (ohne Internet!) mit ihrer Oma und deren Schwester zu verbringen, wird es dann doch spannender als gedacht. Lang vergrabene Familiengeheimnisse kommen ans Licht, und es entwickelt sich eine intensive Bindung zwischen den Protagonistinnen. Dieser Zusammenhalt, die starken Frauenfiguren, die weibliche Perspektive sowie Besetzung in den Hauptrollen stehen im Kontrast zu Szenen, in denen sich wiederholt über Sofias Beinbehaarung lustig gemacht wird, welcher man laut ihrer Oma nur mit einem Rasenmäher beikommen könne. Selbst wenn das Sprießen von Körperbehaarung tatsächlich oft zu den Themen gehört, die in der Pubertät eine Rolle spielen, kommt der Umgang damit hier einer Tabuisierung gleich. Diese Form der Einschränkung weiblich gelesener Körperlichkeit widerspricht dem Motto des Films: fliegen zu lernen, frei und glücklich zu sein. Zugleich durchzieht den Film eine heteronormative Grundhaltung. Die rückwärtsgewandten Werte, die jungen Mädchen dadurch vermittelt werden, werfen einen leichten Schatten auf den ansonsten sehr pfiffig und kreativ gestalteten sowie sympathischen und unterhaltsamen Jugendfilm.

(Joana Keip)

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