Call Me Agnes
Niederlande 2024, Laufzeit: 94 Min.
Regie: Daniel Donato
Darsteller: Agnes Geneva, Mak Rini, Gianluca Koeswanto
Experimenteller Debütfilm
Der eigene Weg
„Call Me Agnes” von Daniel Donato
Daniel Donato hat bislang einige Kurzfilme inszeniert, die auch auf internationalen Filmfestivals gelaufen sind. Mit „Call Me Agnes“ hat er nun sein Langfilmdebüt vorgelegt, dem man die Erstlingsarbeit sowohl im positiven als auch im negativen Sinne ansieht. Donato hat sein Handwerk als Kameramann begonnen und als Director of Photography auch schon an einem guten Dutzend Projekten gearbeitet. Dementsprechend gelingt es auch hier, dem Publikum einige wunderbar gestaltete und kadrierte Einstellungen zu präsentieren, obwohl Lamis Al Mohamad hier als DoP fungierte. Dass „Call Me Agnes“ über weite Strecken unberechenbar bleibt und die Grenzen zwischen Fiktion und Realität ebenfalls ständig verwischen, ist ein weiterer Bonus dieses Erstlingswerks. Andererseits wird er genau dadurch etwas sperrig, und ein mitunter nicht immer klar erkennbares dramaturgisches Konzept führt gelegentlich zu Durchhängern. Gleichwohl hat die autobiografisch inspirierte Geschichte Potenzial und beschäftigt sich erfreulicherweise mit einer marginalisierten Gruppe innerhalb einer marginalisierten Gruppe.
Agnes (Agnes Geneva) ist als Transfrau mit sich selbst im Reinen. Sie arbeitet gemeinsam mit Rini (Mak Rini) in einem indonesischen Restaurant in den Niederlanden, das in erster Linie von Außer-Haus-Bestellungen lebt. Abwechslung findet sie beim Sporttanzen mit einer Gruppe anderer queerer Migranten. Eines Tages taucht Indra (Gianluca Koeswanto) bei ihr auf, ein Überbleibsel aus ihrer indonesischen Vergangenheit. Denn der junge Mann wuchs damals in Agnes‘ Familie auf, und er ist so etwas wie ein kleiner Bruder oder ein Sohn für sie. Damals war Agnes aber noch Hans, weshalb Indra sie nicht wiedererkennt und sich immer wieder erkundigt, wann Hans denn im Haus auftauchen wird, dessen Zimmer stets verschlossen ist.
Es geht in „Call Me Agnes“ um die Schwierigkeiten, die selbst nach einer erfolgreichen Transition noch auf die Beteiligten zukommen können, ähnlich wie das zuletzt auch im Elliot-Page-Film „Close to You“ thematisiert wurde. Interessant an Daniel Donatos Film ist, dass über die Transition oder die Tatsache, dass Agnes eine Transfrau ist, nie gesprochen wird. Lediglich durch die Referenz auf Hans und Rinis Idee, Agnes solle als Hans etwas auf Indras Mailbox sprechen, können hier als subtile Hinweise verstanden werden. Damit machen die Filmemacher auf unaufgeregte Weise deutlich, dass die Transition etwas ganz Selbstverständliches ist, über das man nicht weiter sprechen muss. Ein anderer spannender Aspekt des Films besteht darin, dass weite Teile eher dokumentarisch als inszeniert wirken, insbesondere die Tanzszenen zu Beginn. Auch eine Film-im-Film-Situation wird gelegentlich hergestellt, die die Grenzen der Erzählung verschwimmen lässt. Immer mal wieder gibt es auch fast schon musicalhafte Sequenzen, in denen Agnes Geneva die Handlung mit Songeinlagen voranbringt. Ein experimenteller, ungewöhnlicher Erstlingsfilm.
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