Boston
USA 2016, Laufzeit: 129 Min., FSK 12
Regie: Peter Berg
Darsteller: Mark Wahlberg, John Goodman, J.K. Simmons
>> www.boston-film.de/
Atemberaubend spannende Aufarbeitung der Anschläge beim Boston Marathon
Zusammenhalt
„Boston“ von Peter Berg
Regisseur Peter Berg wurde 1998 mit seinem deutlich von Quentin Tarantino beeinflussten „Very Bad Things“ bekannt, drehte mit „Hancock“ einen halbgaren Superheldenfilm und legte sich irgendwann mit „Battleship“ auf den US-patriotischen Blockbuster fest. Im Folgenden legte er diesem Rezept noch wahre Ereignisse, sprich: Amerikanische Schicksale zugrunde: In „Lone Survivor“ war es ein katastrophal verunglückter Kampfeinsatz von US-Soldaten in Afghanistan, in „Deepwater Horizon“ die Katastrophe auf der gleichnamigen Ölplattform. Jetzt ist es das Bombenattentat 2013 beim Boston Marathon. In allen drei Filmen spielt Mark Wahlberg die Hauptrolle. Hier verkörpert er den Police Sergeant Tommy Saunders, der in die Ereignisse rund um den Anschlag und die anschließende Jagd auf die zwei Attentäter hinein gezogen wird.
Bei allem Patriotismus, Pathos und Heldenverehrung – man muss Peter Berg zugestehen, dass er ein Händchen hat für Spannung und großes Kino. Klar weht auch über diesem Film allgegenwärtig die US-Flagge, doch zuallererst erzählt Berg von den Menschen, von Zusammenhalt, der Gemeinschaft und ihrem Stolz darauf, gemeinsam der Gefahr entgegenzutreten. Das war schon in „Lone Survivor“ so, und das findet sich wieder in „Boston“. Dass der Abspann diesen Zusammenhalt der Bürger mit vielen Beteiligten feiert, ist keine Überraschung.
Der Film folgt dem mordenden Bruderpaar und den ermittelnden Beamten. Neben Saunders sind ein alter Kollege (J.K. Simmons), ein junges Paar, ein Nachwuchs-Polizist und ein chinesischer Einwanderer weitere Handlungsträger, die allesamt den Brüdern mittel- oder unmittelbar begegnen werden. Das Drama erzählt chronologisch, beginnend mit der Ruhe vor dem Sturm, die abgelöst wird von der Wucht der Detonationen, dem Schock, dem Chaos, der Suche und der Flucht der Bombenleger. Eine Flucht, die sich außerordentlich dramatisch gestaltet und noch weitere Morde nach sich ziehen wird. Einzelschicksale, glückliche Zufälle und taktische Überlegungen der FBI-Beamten gehen einher mit der improvisierten Flucht der Attentäter.
Die beiden Zarjanew-Brüder sind islamistisch radikalisiert – dass Berg psychologische Täterprofile liefert, darf niemand erwarten. Dafür liefert er aufreibende Hochspannung und vermittelt gelungen den Zustand, der Boston achtzig Stunden lang überschattete. Berg flechtet Original-Bilder der Medienberichterstattung und von Überwachungskameras in die schnittige Montage ein. Dabei verdeutlicht sein Film äußerst anschaulich, wie hilfreich Überwachungskameras bei der Suche nach den Tätern waren. Da mögen George-Orwell-Gurus schlucken – und sich vielleicht direkt wieder bestätigt sehen, denn die Tat verhindern, das konnten die Kameras natürlich nicht.
Ein großes Fragezeichen bleibt indes: Warum hat die Polizei bei der finalen Ringfahndung nicht einfach Spürhunde eingesetzt? Schauen Sie sich den Film an, und Sie wissen, was wir meinen.
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