
Animals
Belgien 2021, Laufzeit: 91 Min., FSK 18
Regie: Nabil Ben Yadir
Darsteller: Soufiane Chilah, Gianni Guettaf, Vincent Overath
>> www.cinemaobscure.org/2022/04/animals-ab-23juni-2022-im-kino.html
Intensive Anklage mit drastischen Szenen
Gute Söhne
„Animals” von Nabil Ben Yadir
In der muslimischen Tradition nimmt die eigene Familie einen überaus hohen Stellenwert ein. Man steht füreinander ein, unterstützt sich gegenseitig und feiert ausgelassen miteinander, wenn es Geburtstage oder Hochzeiten zu feiern gilt. Umso mehr verwundert es Außenstehende, wie schnell dieser Familienzusammenhalt ins Wanken geraten kann, wenn eines der Mitglieder nicht den Grundsätzen entspricht, die durch fundamentalistische Religionsauffassungen vorgegeben werden. Filme wie „Die Fremde“ von Feo Aladag oder „Nur eine Frau“ von Sherry Hormann haben sich mit so genannten „Ehrenmorden“ auseinandergesetzt, in denen Familien die vermeintliche Schande, die eines ihrer Mitglieder über sie gebracht hat, mit einem Mord aus der Welt zu schaffen versuchen. In diesen Fällen waren es Frauen, die sich der Gewalt in ihrer Ehe zu entziehen versuchten und damit nicht dem Ideal entsprachen, das der strenge Glaube vorgibt. Gleichermaßen verwerflich sind nach diesen Auffassungen gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Das wird in „Animals“ dem Protagonisten zum Verhängnis, wenngleich die Verantwortlichen hier außerhalb der eigenen Familie zu suchen sind.
Schon seit fünf Jahren ist Brahim (Soufiane Chilah) mit Thomas liiert. Anlässlich des Geburtstags von seiner Mutter hat Brahim diesen nun zu den großen Feierlichkeiten im Elternhaus eingeladen. Lediglich als Freund soll er vorgestellt werden, aber Brahims Bruder Mehdi (Salim Talbi) ist einer der wenigen, die die Wahrheit kennen. Er verhindert erfolgreich, dass Thomas tatsächlich auf der Feier erscheint. Aber das ist erst der Anfang von Brahims Martyrium. Der junge Mann geht noch am selben Abend auf die Suche nach Thomas und gerät dabei in das Auto von vier angetrunkenen jungen Männern. Als diese erfahren, dass Brahim schwul ist, reagieren sie an ihm ihre angestauten Aggressionen ab. Man braucht schon gute Nerven, um die fast zwanzigminütige Sequenz zu ertragen, in der sich die vier Männer (von denen nur einer ebenfalls Moslem ist) zunächst verbal, aber schon bald auch physisch an Brahim entladen. Nabil Ben Yadir schildert das auf tatsächlichen Vorkommnissen basierende Drama mit grausam real wirkenden Einstellungen, teilweise mit der Smartphone-Kamera der Peiniger gefilmt. Im letzten Filmdrittel wechselt dann die Perspektive, die in der ersten Stunde mit der Handkamera stets dicht dran war an der Erlebniswelt Brahims. Dann nimmt sie die Position von Loïc (Gianni Guettaf) ein, einem der Jugendlichen, die den jungen Schwulen aufs Übelste foltern. Hier werden geschickt Parallelen aufgebaut, denn beide jungen Männer sind in ihren Familien als gute Söhne beliebt, haben aber Probleme und ein Geheimnis, von dem die anderen nichts wissen. Nabil Ben Yadirs Film reiht die Vorkommnisse auf recht nüchterne Weise fast schon in Realzeit aneinander, was gerade bei den Szenen der körperlichen Gewalt fast unerträglich wird. Er vermeidet dabei eine einseitige Schuldzuweisung, macht aber unmissverständlich klar, welches Fehlverhalten und welche Versäumnisse immer wieder zu solchen Tragödien führen können. Eine wichtige und intensive Anklage, die in ihrer drastischen Schilderung aber für einige Zuschauer sicherlich über das Ziel hinausschießen dürfte.

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