7 Tage in Entebbe
Großbritannien 2018, Laufzeit: 107 Min., FSK 12
Regie: José Padilha
Darsteller: Daniel Brühl, Rosamund Pike, Eddie Marsan
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Vielschichtiger Entführungsthriller
Ich bin kein Nazi!
„7 Tage in Entebbe“ von José Padilha
Die Aufführung eines Tanztheaterstücks. Tänzer in orthodoxer jüdischer Kleidung sitzen auf halbkreisförmig angerichteten Stühlen, bewegen sich rhythmisch. Nur eine von ihnen fällt immer wieder vom Stuhl und damit aus der Reihe. Das Stück wird wiederholt in die Filmhandlung montiert und rahmt dieses Drama über die Entführung des Flugs der Air-France-Maschine 139 am 27. Juni 1976. Zwei Palästinenser, der Deutsche Wilfried Böse (Daniel Brühl) und die Deutsche Brigitte Kuhlmann (Rosamunde Pike) bringen die Maschine aus Tel Aviv in ihre Gewalt. Endstation ist Entebbe in Uganda, wo die Terroristen die Geiseln im Terminal einsperren. Nachdem Böse die Entführung federführend absolvierte, übernimmt nun der Palästinenser Fais Dschaber die Verhandlung. Seine Forderung: fünf Millionen Dollar und die Freilassung von 53 internationalen Freiheitskämpfern. Auf der anderen Seite: der israelische Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) und Verteidigungsminister Shimon Peres (grandios: Eddie Marsan). Während Rabin auf Verhandlungen setzt, fordert Hardliner Peres rasches Handeln, sprich die militärische Offensive. Und die Zeit läuft gegen sie.
Regisseur José Padilha nimmt sich einer äußerst komplexen Sache an, und er versucht, der Herausforderung gerecht zu werden, indem er möglichst vielseitig Perspektiven skizziert. Da ist zum einen der Konflikt zwischen den politischen Rivalen Rabin und Peres. Dann wird von einem israelischen Soldaten erzählt, der zu dem Befreiungsschlag abkommandiert wird, während seine pazifistische Freundin zum Tanztheater-Ensemble zählt. Der afrikanische Diktator Idi Amin (Nonso Anozie) gewährt den Terroristen Unterstützung und inszeniert sich zugleich als Schlichter und Retter der Geiseln. Hauptaugenmerk gilt derweil den beiden deutschen Terroristen. Ihnen widmet Padilha auch Rückblenden, die zeigen, wie sie sich – die Anführer der RAF sitzen gerade in Stammheim – als ambitionierte Revolutionäre für die Idee der Entführung begeistern. Später, in Entebbe, wird Böse der Illusion seines Engagements beraubt. Wenn er einer greisen, israelischen Geisel mit eintätowierter Zahl auf dem Unterarm begegnet und ihm bewusst wird, dass er hier in letzter Konsequenz als Deutscher wieder Juden töten wird. Wenn er merkt, dass seine Ideale nichts sind als Parolen und Phrasen. Wenn sein palästinensischer Mitkämpfer Dschaber darlegt, dass er zum Terroristen wird, weil er sein Land liebt, während Böse kämpft, weil er seine Heimat hasst, dann lässt der Film aufhorchen.
Insgesamt zerfällt dieses Thrillerdrama in viele kleine, kammerspielartig inszenierte Szenen, die das dichte Geflecht aller Konflikte nur anreißen können. Geradezu jeder Dialog gestaltet sich bedeutungsschwanger, während das Geschehen rund um die Geiselbefreiung (mal angenehm) unspektakulär inszeniert wird. Das ermuntert inhaltlich zur Diskussion. Padilhas Apell zielt jedenfalls engagiert an den Verhandlungstisch. Nur muss dazu wohl irgendwann mal jemand aus der Reihe tanzen.
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