„Ich bin die fesche Lola“, sang 1930 Marlene Dietrich in „Der blaue Engel“. Nicht die fesche, sondern die goldene Lola, das deutsche Äquivalent zum französischen César oder spanischen Goya, sorgte am 8. April für Aufregung. Auch wenn bei den Stichworten „Lola“ und „Deutsches Kino“ viele immer noch ausschließlich an Tom Tykwers Welterfolg von 1997 denken mögen, die Verleihung des Deutschen Filmpreises „Lola“ – immerhin der höchstdotierte deutsche Kulturpreis – wird von Jahr zu Jahr präsenter in den Medien. Bereits im Vorfeld hat Anatol Nietschke, Produzent des historischen Fußballdramas „Der ganz grosse Traum“ mit Daniel Brühl, für Furore gesorgt, weil er eine Nachnominierung seines Films „erzwungen“ hatte. Einen Preis hat ihm das nicht eingebracht, die Nominierungsprämie in Höhe von 250.000 Euro ist ihm aber sicher. Gewöhnlich geht Förderung eleganter und Kulturstaatsminister Bernd Neumann verkündete während der Preisverleihung, er sei „fest entschlossen, trotz eines drastischen Sparzwangs im Bundeshaushalt die Mittel für die Filmförderung nicht zu reduzieren; sie sind für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Filmwirtschaft unverzichtbar.“
Die Goldene Lola gewann „Vincent will Meer“, Silber ging an „Almanya – Willkommen in Deutschland“. Im Rheinland freute man sich gleich über mehrere Preise. Die Filmstiftung förderte die prämierten Filme „Poll“, „Drei“, „Pina“ und den Kinderfilm „Chandani und ihr Elefant“. Letzterer lief im Verleih der Kölner Firma Real Fiction. An dem Kinderfilm war auch der WDR beteiligt, ebenso wie an „Poll“. Auch über den Preis für Andreas Veiels „Wer wenn nicht wir“ konnte sich der WDR freuen, der den Film mitfinanziert hatte. Und der Bonner Schwarz-Weiss Filmverleih erhielt gleich zwei Preise für „Das Lied in mir“. Die Feierlichkeiten wurden begleitet vom Gedenken an Bernd Eichinger. Im letzten Jahr hatte er hier noch den Preis für sein Lebenswerk in Empfang nehmen können, ab 2012 soll es zu Ehren Eichingers einen neuen Preis geben.
Ende März musste auch die Kölner Kinoszene zwei Verluste hinnehmen. Nur drei Monate nach dem Tod des choices-Autoren Peter Hanemann starb am 27. März nach langer Krankheit Heiko R. Blum. Blum, Jahrgang '35, war seit 1955 Filmkritiker, u.a. für die Rheinische Post, den WDR und viele Jahre für choices. Er verfasste zahreiche Bücher und drehte Filme über das Kino. 2006 erhielt er von der Filmstiftung NRW den Herbert-Strate-Preis für seine Verdienste um den deutschen Film. Bereits einen Tag zuvor gab es einen Grund zur Trauer: Donatello Dubini, der zusammen mit seinem Bruder Fosco zahlreiche Dokumentarfilme über Jane Seberg, Thomas Pynchon oder Hedy Lamarr realisierte und Gründungsmitglied des Kölner Filmhaus war, starb im Alter von nur 55 Jahren nach schwerer Krankheit. Noch Ende Januar hatte er während des Festivals „Stranger than Fiction“ seinen letzten Film „Die grosse Erbschaft“ auf der Bühne des Filmforum präsentiert.
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