Fünf weiß gekleidete Personen dämmern vor sich hin: Sind das saturierte Reiche beim Meditieren? Durchgeknallte Sektenmitglieder? Oder in der Matrix Gefangene? Letztlich wirken sie wie Lötpunkte, von denen auf den Boden gemalte Leiterbahnen zu einer viereckigen Plattform führen (Ausstattung: Katya Markush). Die Truppe (Jonas Laiblin, Friedrike Neutze, Ramona Petry) entpuppt sich schnell als ein Widerstandsnest, das gegen die totalitäre Macht des Digitalen opponiert. Im Untergrund, versteht sich, weil KI und Konsorten längst die Macht übernommen haben. Unter Anleitung des guruhaften und die Apokalypse beschwörenden Anführers Ernest (Marc Fischer) üben sich die Adepten im Widerstand des Träumens. Jede:r darf mal – unterfüttert wird das mit kleinen Hinweisen auf Gruppenmanipulation, kalauernden Widerständen der Schüler:innen sowie bekannten Empowerment-Strategien.
Ulrike Janssens Text verwurstet so ziemlich alles, was an dystopisch-filmischem SciFi-Geschwurbel vorstellbar ist, von „Matrix“ über „Solaris“, „Blade Runner“ bis „Fahrenheit 451“, spielt an auf krude Wellness-Esoterik, wilde Verschwörungs-Mystik – und wendet dabei die Apokalypse gnadenlos ins Komische. Es wird viel und gern gesungen (Musik: Nick von der Nahmer), beeindruckend vor allem das schöne schweizerdeutsche Lied „Vorallem hani Angscht“. Das gibt Albert (Alexandra Lowygina) zum Besten, der/die als neues Gruppenmitglied dann allerdings für gleich zwei unerwartete Wendungen sorgt. Den Spoiler ersparen wir uns – da muss jede:r selbst den schönen kleinen SciFi-Abend besuchen.
Die Matrix | R: Heinz Simon Keller | 14., 15., 25., 26.10. | Theater der Keller | 0221 31 80 59
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