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Die letzte Vorstellung

Guter Film im Kino – aber nicht in Köln? In einer Beinahe- Millionenstadt wie Köln eigentlich unvorstellbar. Doch genau das könnte nun passieren: Am 28. März fanden nach 80 Jahren Kinobetrieb um 20 Uhr die letzten Vorstellungen im Filmpalast am Ring statt. Das große Traditionskino hat 13 Säle beherbergt, die nun leer stehen. Eine klamme Versorgung mit Kinosälen gab es in den letzten Jahren in Köln immer wieder. Nach den Schließungen der Arthäuser Broadway in der Ehrenstraße und dem Residenz am Ring war die Situation in Köln vor allem im Arthousebereich angespannt. Durch großes Engagement und die Investitionen der Kölner Kinobetreiber wurde die entstandene Lücke langsam wieder geschlossen: Die Filmpalette hat einen zweiten Saal gebaut, und das Odeon hat seinen übergroßen Saal geteilt. Das Weisshaus Kino, dessen drohende Schließung im letzten Jahr unter Einsatz vieler Stimmen vermieden werden konnte, wird unter der neuen Leitung renoviert. Das Cinenova versorgt mit drei Sälen seit Jahren zuverlässig nicht nur Ehrenfeld mit neuen Kinofilmen, und auch das „One Dollar House“ Rex am Ring spielt seit einiger Zeit Erstaufführungen.
Im Arthouse-Bereich hat sich die Situation stabilisiert. Doch nun bricht mit dem Filmpalast eine feste Größe im Mainstream-Kino weg. Monatelang wurde zwischen dem Kinobetreiber Cinestar, der erst 2003 das Kino von der insolventen Ufa übernommen hatte, und dem Vermieter verhandelt. Das Kino hatte zwar regelmäßig gute Einspielergebnisse, doch vor einer Verlängerung des auslaufenden Pachtvertrags wären Renovierungsarbeiten dringend nötig gewesen. Cinestar war bereit zur Renovierung, wenn im Gegenzug die Miete reduziert würde. Cinestar, inzwischen wiederum von einer australischen Firma geschluckt, und der kanadische Gebäudeeigentümer konnten sich nicht einigen. „Die gingen“, so der bisherige Theaterleiter Christian Otto, „mit dem Taschenrechner durch das Gebäude – das war eine reine Kosten/Nutzen-Rechnung“. Die Folgen für die Stadt und das von Walter Riphahn 1931 erbaute Kino spielten bei der Verhandlung keine Rolle. „Das nennt man wohl Globalisierung“, kommentiert Otto die sachlichen Verhandlungsgespräche. Noch kann man hoffen, dass das Gebäude mit einem neuen Pächter weiterhin als Kino genutzt wird. Doch das Problem der eklatanten Mängel – von der Bestuhlung bis zur Lüftung – bleibt bestehen, und die Erfahrung zeigt, dass leer stehende Kinos entweder zu rentabler Verkaufsfläche für Boutiquen oder Ein-Euro-Shops werden oder – leer stehen.
Der Cinedom wird die fehlenden Säle sicher nicht auffangen können. Und auch das soeben vor der Schließung gerettete UCI im Hürthpark – dort hat man sich nach zähen Verhandlungen doch noch mit dem Vermieter einigen können – kann nicht das Auffangbecken für den Filmpalast sein. Wer möchte schon nach George Romeros neuem Zombiestreifen „Survival of the Dead“ durch die dunklen Vororte zurückfahren? Bislang haben sich die Folgen des Verlustes noch kaum gezeigt. Aber in Zukunft wird vielleicht doch wieder der eine oder andere Film an Köln vorüberziehen.

Christian Meyer

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