Es war abzusehen, dass mit den großen Produktionen, die dreidimensional ins Kino kommen, auch die Digitalisierung Einzug hält. Insgesamt sind es vier Produktionen in diesem Jahr, die der Umrüstung in vielen Ländern Vorschub leistet. Es begann mit „Monsters vs. Alien“ im April. Zu diesem Termin kündigte Europas größte Kinokette UCI an, in Deutschland in 17 ihrer 21 Kinokomplexe den Zeichentrickfilm auch plastisch anzubieten. Alle anderen großen Kinounternehmen verharrten noch in abwartender Lauerstellung, jedoch nicht ohne die eigenen Pläne sukzessive weiter zu treiben, Vorbereitungen in den Kinos zu treffen und Verhandlungen mit den Herstellern der neuen Technik, den Banken und Verleihern zur Finanzierung zu führen.
Mit „Ice Age 3“ kam nun der große Sommerhit, in dessen Vorfeld sich der Marktführer Cinestar auch kurzfristig umstellte. Der Vorlauf war nur noch minimal, aber auch die verbleibenden großen Unternehmen Kinopolis, Cinemaxx und Cineplex zogen nach und konnten ebenfalls in knapp 20 Häusern das Abenteuer um die Jagd nach der Nuss anbieten. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Rund die Hälfte der Besucher suchte, wenn sie die Wahl hatte, die 3D-Version aus, und das, obwohl hier rund 3 € höhere Eintrittspreise zu bezahlen sind.
Der Startschuss führt dazu, dass Ende des Jahres in nahezu allen großen Häusern der großen Unternehmen ein Saal digitalisiert wird, in dem dann auch die 3D-Filme gezeigt werden können. Der dritte Zeichentrick-Film von Bedeutung wird der diesen Monat startende „Oben“ sein, ein Film von Pixar und Disney, der auch die Festspiele in Cannes eröffnete. Doch zum Start im Dezember von „Avatar“, dem neuen Film von James Cameron, werden alle Kinos dabei sein wollen. Der erste Film seit „Titanic“ nährt die Hoffnung, dass damit wieder ein besonderes filmisches Ereignis erwartet werden kann. Die ersten 20 Minuten wurden auf der europäischen Fachmesse „CinemaExpo“ enthusiastisch als neuer Meilenstein gefeiert. Dies ist auch die erste große Produktion, die als 3D-Realfilm konzipiert und realisiert wurde.
Nun stellt sich für die Betreiber neben vielen anderen auch die Frage nach dem geeigneten System. Zunächst unterscheidet man allgemein passive und aktive Systeme. Der größte Unterschied liegt in der Beschaffenheit der Leinwand und des Brillentyps. Bei den passiven Systemen (Masterimage, Doppelprojektion und RealD) werden relativ einfache Brillen genutzt, da der Wechsel zwischen den Bildern im oder am Projektor hergestellt wird. Dafür ist eine Silberleinwand erforderlich, die allerdings leichte Einschränkungen bei bestimmten Sichtwinkeln aufweist, wenn weiterhin normale 35 mm-Filme darauf projiziert werden. Dafür sind die Brillen preiswerter und damit das Handling problemloser. Die aktiven System (Xpand und Dolby) können weiterhin auf die weiße Leinwand projizieren, benötigen dafür aber eine teilweise bis zu 50 € teure Brille, die batteriengespeist den Bildwechsel direkt am Auge des Betrachters vornimmt. Die Geräte selbst sind preiswerter, aber der Brilleneinkauf und das Handling wie Einsammeln, Reinigen etc. machen den Aufwand auch beim Personaleinsatz immens. RealD hat in Deutschland bislang die größte Verbreitung – UCI und Cinestar haben es bereits installiert, andere Ketten werden vermutlich folgen. Aber egal, für welches System man sich entscheidet, die Bildqualität ist ohne Unterschied beeindruckend. Kostenpunkt der Gesamtanlage: ca. 70- bis 80.000 Euro sind für die Projektionstechnik und rund 30.000 Euro kommen für das 3D-System dazu – pro Saal. Da nimmt es nicht Wunder, dass hier erst einmal abgewartet wurde. In Wuppertal wir wahrscheinlich im September die neue Ära eingeläutet werden.
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