Sieht man sie auf Fotos, denkt man zunächst, man habe eine gecastete Popgruppe vor sich. Man könnte mit der Vermutung kaum weiter danebenliegen. Das Signum Saxophone Quartet hat sich 2006 gegründet. Blaž Kemperle (Sopransaxophon), Erik Nestler (Altsaxophon), Alan Lužar (Tenorsaxophon), Guerino Bellarosa (Baritonsaxophon) hatten sich in Köln kennengelernt. Studiert haben die Musiker in Köln, Wien und Amsterdam, inzwischen sind sie auf den Bühnen in ganz Europa zuhause (die Liste ist lang: Barbican Centre London, Konzerthaus Wien, Concertgebouw Amsterdam, Palais des Beaux-Arts Bruxelles, Philharmonie Luxembourg, Elbphilharmonie Hamburg etc.) und haben auch schon weltweit, etwa in der Carnegie Hall in New York Auftritte absolviert. Dass die vier zuweilen mit den Beatles verglichen werden, ist sicher etwas sehr weit hergeholt. Aber die Klassikwelt reagiert auf die Einführung von Popelementen mitunter etwas reflexhaft.
Tatsächlich muten die vier ein wenig an wie eine Boygroup. Jung, modisch und mit offenherzigem Charme präsentieren sie sich. Sie sitzen nicht aufgereiht auf der Bühne und verstecken sich nicht hinter Notenständern. Stehend und auswendig spielend, nehmen sie die ganze Bühne in Anspruch und füllen sie nicht nur musikalisch aus, sondern auch mit ihrer körperlichen Präsenz. Das hängt natürlich auch ein wenig von der Musik ab, die sie spielen. Ihre Palette ist breit und reicht von Klassik über Jazz zu Folk. Im Jahr 2011 veröffentlichten sie ihr „Debüt“ betiteltes erstes Album mit Musik von Grieg, Ravel, Bartók und Schostakowitsch. 2015 erschien ihr zweites Album „Balkanication“ als SIGNUMfive, das sich mit den vier Saxophonen und außerdem Akkordeon und Drums der Volksmusik des Balkan widmet. Im Jahr 2012 waren sie mit dem Programm bereits in der Kölner Philharmonie zu Gast.
Kollaborationen lagen Signum immer schon am Herzen: Sie haben bereits mit den Cellisten Mario Brunello, Matthias Bartolomey, Alexander Hülshoff und Jan Vogler zusammengearbeitet, im kommenden Jahr werden sie mit dem Cellisten Harriet Krijgh für das Programm „BACHianas“ eine Brücke von Bach zu Astor Piazolla schlagen. Ein explizites „Bach-Piazolla-Projekt“ hat SIGNUM mit dem italienischen Akkordeon-Spieler Simone Zanchini ins Leben gerufen. Mit dem Perkussionisten Alexej Gerassimez hat das Quartett das Programm „Planeten“ ausgearbeitet, und auch an Aufführungen von Orchesterwerken mit Saxophon-Quartett sind sie beteiligt. Gemeinsam mit dem Pianisten Michail Lifits hat Signum ganz aktuell das Projekt „Ferne Geliebte“ mit Stücken wie „Scheherazade“, Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ oder George Gershwins „Rhapsody in Blue“ realisiert.
Für das Kölner Konzert am 27.12. haben sich die vier abermals mit dem Pianisten Michail Lifits zusammengetan und ein sehr diverses Programm zusammengestellt: Der Romantiker Edward Grieg („Aus Holbergs Zeit“, 1884) trifft auf den Tango-Meister Astor Piazolla („Four, for Tango“, 1987) und Nikolaj Rimskij-Korsakow („Scheherazade“, 1888). Und Leonard Bernstein (Sinfonische Tänze aus der „West Side Story“, 1960) trifft auf Auszüge aus Pedro Iturralde („Pequeña czarda“, 1949), Marcelo Zarvos („Memory“ aus „Nepomuk’s Dances“) und Gershwins „Rhapsody in Blue“ aus dem Jahr 1924. Ein abwechslungsreicher Abend mit den vier Saxophon-Virtuosen ist garantiert.
Signum Saxophone Quartet | 27.12. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Blickwechsel in der Musikgeschichte
Drei Spezialisten der Alten Musik in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 03/24
Bratschen im Fokus
„Violas Go Wild“ in der Kölner Philharmonie – Musik 02/24
Abenteuerliche Installation
„Die Soldaten“ in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 01/24
„Herrliche Resonantz“
Avi Avital in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 12/23
Tod und Auferstehung
„Auferstehungssinfonie“ in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 09/23
„Von Alt bis Neu wird alles dabei sein“
Mathis Stier über sein Konzert im Rahmen der Reihe Rising Stars in Köln – Interview 08/23
Aus grellem Sonnenlicht
Sarah Aristidou in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 03/23
Eine ganz besondere Truppe
Ensemble-Geburtstagsfeier in Köln – Musik 09/22
Klingende Traumlandschaften
Amjad Ali Khan in der Philharmonie – Musik 08/22
Nationale Abenteuer
Barenboim und Lang Lang in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 07/22
Konzert als Abenteuer
Aurora Orchestra in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 06/22
Zwei fulminante Debüts
Elim Chan dirigierte das Gürzenich-Orchester mit Violinist Benjamin Beilman – Konzert 11/19
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Geschichtsträchtige Konzerte
Wandelbare Ikonen und perfekte Coverbands – Unterhaltungsmusik 04/24
Von Polen bis zu den Kapverden
Over the Border-Festival in Bonn – Musik 03/24
Von Zähnen und Schwänen
Schwergewichtige Sounds und debiler Humor – Unterhaltungsmusik 03/24
Musik mit und ohne Verkleidung
Trotz Karneval ist Platz für Konzerte in Köln – Unterhaltungsmusik 02/24
Wann durchstarten, wann aufhören?
Der Konzert-Januar läuft sich nur langsam warm – Unterhaltungsmusik 01/24
Kalte Klänge für kühle Zeiten
Kölner Subkultur und deutsche Popmusik – Unterhaltungsmusik 12/23
Spiel mit der Melancholie
Andreas Staier im MAKK – Musik 11/23
Musik fürs Seelenheil
Zarte Klänge für die kalte Jahreszeit – Unterhaltungsmusik 11/23
Power-Pop aus Glasgow
Teenage Fanclub in der Kulturkirche – Musik 10/23
Immer neue Konstellationen
Sisters in Jazz in Bonn – Musik 10/23
Die Briten kommen!
Sehr britischer Schnodder-Sound auf Kölner Bühnen – Unterhaltungsmusik 10/23