Im Juli gibt es üblicherweise nicht so viele einzelne Konzerte, dafür mehr Festivals. Nach den Breeders, die Kim Deal 1988 als Seitenprojekt zu den Pixies gegründet hatte und die am 3. Juli ab 20 Uhr in der Live Music Hall spielen, ist das zunächst vom 5. bis 7. Juli am Fühlinger See das traditionsreiche Summerjam. 1986 als reines Reggae-Festival gegründet und seit 1996 in Köln beheimatet, ist es längst um Hip Hop, Ska und Artverwandtes erweitert. Neben vielen bekannteren Namen wie Beenie Man, Julian Marley, Burna Boy, Marsimoto, Megaloh, Rin, Sido oder den Reggae-Altstars Steele Pulse kann man dort an den drei Tagen unzählige Acts und Soundsystems erleben. Das Neue Wellen-Festival, im letzten Jahr erstmals im Odonien realisiert, findet dieses Jahr am 20.7. auf dem Freideck der Kantine statt und backt etwas kleinere, vielleicht aber auch – sorry – frischere Brötchen. Hier wird jungen Kreativen aus der Region eine Plattform geboten, die bislang noch nicht die Möglichkeit hatten, auf größeren Bühnen zu stehen. Neben sechs Bands sind Ausstellungen, Lesungen, Workshops und DJs angekündigt.
Das Amphi Festival ist wiederum alteingesessen im Kölner Tanzbrunnen. 2005 im Amphi Theater in Gelsenkirchen gegründet, ist das Festival um die sogenannte schwarze Szene – Gothic, EBM, Industrial, Wave etc. pp. bereits ein Jahr später an seinen angestammten Ort in Köln gezogen, wo es seither Ende Juli die Kölner Innenstadt bezüglich der Garderobe etwas verdunkelt. In diesem Jahr sind neben vielen jüngeren und auch unbekannteren Bands Alt-Stars wie Peter Heppner, Girls under Glass, Goethes Erben, And One oder Project Pitchfork mit dabei. Aftershow-Partys ergänzen das Angebot, die traditionelle Rheinfahrt zur Eröffnung ist bereits ausverkauft (27.-28.7., Tanzbrunnen). Zwischendrin beschäftigt sich das Online-Magazin „Kaput – Magazin für Pop und Insolvenz“ in seiner Diskussionsreihe „Talking Kaput“ mit dem Thema „Beats und Verzweiflung. (Wie) kann Musik Einfluss auf Politik nehmen?“. Die Musik des Abends kommt von Make Boys Cry und Pogendroblem, letztere mit einer Unplugged-Premiere (11.7., 20 Uhr, Green Room im Stadtgarten).
Apropos Diskussion: Während sich um die zweiteilige NDR-Doku über die Hamburger Schule im Internet eine so lustige wie traurige Diskussion entsponnen hat, wer wieviel und welchen Anteil an der Geschichte hatte und in der Doku zu kurz kommt, ist beim wohlverdienten Ventil Verlag Jonas Engelmanns „Der Text ist meine Party“ zum selben Thema erschienen. Auf den über 200 Seiten wird der Autor der Vielschichtigkeit, der Komplexität und den Widersprüchen natürlich wesentlich besser gerecht. Das Buch scheunt sich auch nicht, Widersprüche stehen zu lassen. Kann nicht sein – mitten im Sommer schon wieder Jahresende? Nein, auch wenn sich das Musikbuch „Ohren auf Weltreise – Mit 366 globalen Musikgeschichten durchs Jahr“ als musikalischer Kalender tarnt. Mit 366 Beispielen ist er aber undatiert und immer gültig: Stefan Franzen, kenntnisreicher Musikjournalist für Musik aus aller Welt, hat für jeden Tag des Jahres einen Song und seine Geschichte ausgewählt und viel historischen, gesellschaftlichen, sozialen, politischen und natürlich musikalischen Kontext in die jeweils einseitigen Texte gepackt. Als Ergänzung gibt es eine Online-Playlist (hannibal).
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