Seit 20 Jahren fegen Monster Magnet mit ihrem stark 70‘s-lastigen Sound zwischen Space-, Stoner- und Psychedelic-Rock durchs Universum. Mal waren weniger Drogen, mal mehr im Spiel. Wie das zurzeit aussieht, lässt sich vielleicht live erahnen (3.11. 19 Uhr, Live Music Hall). Das amerikanische Duo Coco Rosie entfaltet bereits seit vier Alben eine magische Welt aus fiktiver Folklore und verspielter Elektronik.
Die Nouvelle Chanson-Compilation Le Pop geht in die sechste Runde. Im Pressetext wird postuliert, es handele sich um einen „Aufbruch zu neuen Soundwelten“. Das muss man nicht unbedingt nachvollziehen, die 16 Stücke sind aber tatsächlich vermehrt von neuen Künstlern und Künstlerinnen, stilistisch weit gefächert und dabei so gut wie eh und je (Le Pop Musik). Die großartigen Dirty Projectors erweitern ihr diesjähriges Album „Bitte Orca“. Jetzt erscheint eine Expanded Edition, die auf einer zweiten CD 6 Live-Akustik-Versionen und sechs weitere Non-Album-Tracks und Remixe liefert. Das ist nicht nur eine Marketingidee, sondern musikalisch großartiger Avantgarde-Pop (Domino).
Die Musikindustrie ist ein merkwürdiges Geschäft. Denn während in jedem anderen Business der Geschäftsidee schnell die Strategien zum Geldverdienen folgen, arbeiten im Musikgeschäft Musiker und Labelmacher oft jahrelang für einen Hungerlohn. Trotzdem wird die interessante Musik in der Regel ohne großen Kapitaleinsatz gemacht.
Angeblich klingen sie heute wieder sehr nach ihren Anfangstagen: Killing Joke waren zu Beginn der 80er Jahre so was wie die depressiven Hardrocker unter den Post Punk-Bands. Schmirgelnde Gitarren – eiskalt serviert. Dazu der beschwörende Gesang des archaisch geschminkten Sängers Jaz Coleman. Der trieb sich zwischenzeitlich bei diversen Symphonieorchestern als Dirigent und Komponist rum und hat auch schon für den Pop-Geiger Nigel Kennedy gearbeitet.
Auf dem vierten Album von Anthony and the Johnsons erinnert Anthony Hegarty mehr denn je an Tim Buckley. Doch der Vergleich wird seiner Stimme nicht ganz gerecht und seiner Musik schon gar nicht. Sein kammermusikalischer Pop auf „Swanlights“ ist wieder filigran, seine gebrechliche Stimme herzergreifend. Im Gegenzug zu seinem Gastspiel bei „Volta“ singt hier Björk auf einem Stück (Beggars Group).
Sie sind eine Institution des korrekten Punkrock: Bad Religion haben bereits 1982 einen rauen Genreklassiker vorgelegt. Es folgte ein geflopptes Psychedelic-Album und das frühe Aus. Drei Jahre später gab‘s zur Reunion mit „Suffer“ wieder einen Klassiker, mit dem sie ihre unverkennbaren, melodischen Punkhymnen etablierten. Der große Erfolg kam im Fahrwasser vom Grunge, 2010 sind sie immer noch da und kommen im gehobenen Alter live sicherlich ganz schön ins Schwitzen (26.7., 20 Uhr, Live Music Hall). Das S.o.M.A.-Festival gibt es als buntes Wald-und-Wiesen-Fest – erst in einer Wasserburg, dann im Jugendpark am Rhein – schon länger nicht mehr. Doch die in den letzten Jahren etablierten kleinen S.o.M.A.s, die die Zeit zum nächsten richtigen Event überbrücken sollten, nähern sich langsam der alten Pracht. Nach reinen Clubevents in Odonien gastiert man jetzt in der Papierfabrik und präsentiert auch wieder Tagesprogramm und Konzerte. Neben dem neuen Partner Funkhaus Europa, der Konzerte mit Chicha Libre aus New York, Daraa J Family aus dem Senegal und Hanggai aus Peking präsentiert, sind sicherlich die angekündigten Konzerte der Kölner House-Legende Whirlpool Productions und – tataa! – der Eurodance-Pioniere Technotronic die Highlights des Wochenendes. Außerdem gibt es natürlich im Club Sounds von House und Techno über Drum‘n‘Bass und Hip Hop zu Dancehall und Indie-Rock.
Mit ihrem dritten Album weiß M.I.A. wieder mal geschickt, die Medienwelt aufzurühren. Das zehnminütige „Born free“-Video wurde von You Tube zensiert, das Album wirkt wie ein Anschlag auf die Popwelt: Denn obwohl man auf „/\/\ /\ Y /\“ (sprich: MAYA) poppige Tunes mit Autotune-Vocals findet, herrscht ununterbrochen hypernervöse Stimmung. Systematisch liegt Noise zwischen den Beats, der M.I.A.s politische Haltung aggressiv unterstreicht. Dazu wieder ein irres CD-Cover (XL). M.I.A. hat ihre englische Heimat inzwischen gegen die ganze Welt eingetauscht. Was in UK gerade abgeht, sagt einem Kode 9 auf seinem DJ-Kicks-Mix. Einiges tut sich da, seit Dubstep und Grime wieder mit Garage und House kurzgeschlossen wurden. Das poppige Ende heißt UK Funky, ein experimentelles Ende gibt es nicht, denn höchst freigeistig und vielseitig geht es hier zu (!K7). Pivot heißen jetzt PVT, ihr neues Album heißt „Church with no Magic“, und ihr Sound ist deutlich rabiater geworden: verzerrte Bässe, knarzende Old School-Synthies und neuerdings auch Gesang führen zu einem rockigen Soundbild und schaffen es dennoch immer wieder, einen experimentellen Grundton zu bewahren (Warp). Narrow Bridges ist ein neues Projekt von Alex Paulick, bekannt als eine Hälfte des Electronic Pop-Duos Coloma. Zusammen mit der Sängerin Min Stiller hat er in Buenos Aires und Berlin das Debüt „Degree of Separation“ aufgenommen. Mit vielen Gästen, darunter Sebastian Vogel von Kante, entstanden zehn schlicht anmutende und dennoch komplexe Stücke mit teils klassizistischem Anstrich (Alesque). Der 16jährige Mike Hadreas alias Perfume Genius lebt angeblich noch bei seiner Mutter. Tatsächlich kann man sich gut vorstellen, wie ein sensibler Jüngling mit Klavier und hoher Stimme in seinem Zimmer die wunderschönen, fragilen Songs komponiert. „Learning“ heißt sein Debüt, das aber schon relativ ausgereift klingt (Matador).
Wie viel Surf Sound verträgt der menschliche Organismus? Testen kann man das im Tsunami während der Monster Maniac Party am 1. Mai ab 20.30 Uhr. Dort spielen The Astronauts, Braindead Dogs, Swamp Troopers und Torpedo Monkeys, allesamt garantiert monstermäßig gestylt. Spaßbacke Dendemann, ehemals Eins, Zwo und inzwischen rockiger von Beatsteaks‘ Moses Schneider produziert, ist mit seinem Album gerade in den Top 10 gelandet.
Mitte April wird Jan Kounens Film „Coco Chanel und Igor Strawinsky“ in den Kinos anlaufen. Kounens Film beginnt mit einer 20minütigen Szene, die die skandalträchtige Uraufführung von Strawinskys Ballett „Le Sacre du Printemps“ eindrucksvoll nachstellt. Eine Woche später bringt die MusikTriennale dieses bedeutende Werk des 20. Jahrhunderts zur Live-Aufführung. Am 24. April wird das Werk in der Philharmonie die MusikTriennale eröffnen. Mit seiner sechsten Ausgabe präsentiert die MusikTriennale in Köln, eines der größten Musikfestivals der Welt, wieder über 100 Konzerte aus den Bereichen Klassik, Jazz und Weltmusik an 17 Aufführungsorten. Mit der Sacre- Aufführung wird gleich zu Beginn ein bedeutender Akzent gesetzt. Das Großereignis der diesjährigen MusikTriennale ist aber ganz klar die Uraufführung von Karl-Heinz Stockhausens Werk „Klang, die 24 Stunden des Tages“ durch das Ensemble musikFabrik.
Surf‘s up! Am 30. März gastiert die Surf-Legende Dick Dale um 20 Uhr im Underground. Sein Comeback läutete der Pulp Fiction-Soundtrack ein, sein Sound ist rau wie eh und je. Da braut sich gerade was zusammen, denn am 14. April spielen die weniger rauen, aber genau so alten The Trashmen ihren Surf Sound im Sonic Ballroom. Ihr Hit „Surfin Bird“ von 1964 wird sicher gespielt.
Ohne Grenzen
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